Museum auf Stelzen

Architektur, 10.09.24
Claudia Stieglecker
Deutschlands ältestes archäologisches Freilichtmuseum für die Stein- und Bronzezeit, das Pfahlbaumuseum am Bodensee, wurde erweitert – mit einem modernen Holzbau.

Das seit 1922 bestehende Museum in Unteruhldingen wird jährlich von etwa 300.000 Menschen besucht. Mit der im Sommer eröffneten Erweiterung wolle man sich für die Zukunft fit machen, so das Museum. Der neue Ausstellungsbau mit Besucherzentrum sei nach acht Jahren Planung in 18 Monaten Bauzeit entstanden.

SATTELDACH

Blickfang des Holzbaus mit fast 1.300 Quadratmeter Nutzfläche ist ein offener Dachstuhl mit einer expressiven unterspannten Rahmenkonstruktion aus Brettschichtholz, informieren a+r Architekten, die im Jahr 2018 mit ihrem Entwurf den Wettbewerb um den Erweiterungsbau des Museums für sich entscheiden konnten, auf ihrer Webseite. Inspiriert wurde das Langhaus mit Satteldach von einem Einbaum-Boot aus der Bronzezeit, das im Winter umgedreht an Land gezogen wird und einen Wetterschutz für darunter lagernde Objekte, wie etwa Werkzeuge, bietet. Das Haus wurde in der Mitte, wo die Besucher aus dem Empfangsannex eintreten, verbreitert, heißt es weiter. An den großzügig verglasten Giebelseiten verjünge sich das Bauwerk, wodurch sich das offene Dachtragwerk verdreht.

EINBAUM AUS BRETTSCHICHTHOLZTRÄGERN

Die Holzrahmen bestehen aus Brettschichtholzträgern aus unbehandelter heimischer Fichte im Abstand von je 1,60 Metern mit gekreuzten Unterspannungen. Von der Dachkonstruktion wurde mittels Zugstangen aus Stahl eine Galerie abgehängt, die weitere Ausstellungsflächen aufnimmt, so a+r Architekten. Viele Bauteile des rund 45 Meter langen Erweiterungsbaus, der zum Großteil aus Brettsperrholz besteht, seien vorgefertigt worden. Errichtet wurde das Gebäude auf 81 Pfahlgründungen, die bis zu 20 Meter in den Seegrund reichen.

ZWILLING GEPLANT

Auch im Innenausbau dominiere laut a+r Architekten das Material Holz: die Wandverkleidungen sind aus Weißtanne gefertigt, die Deckenflächen mit Holzakustikpaneelen belegt, der Bodenbelag auf der Galerie besteht aus dunklerem Industrieparkett. Als nächstes sei die Errichtung eines gleich großen Zwillingsbaus zum jetzt eröffneten neuen Museum geplant, der für Sonderausstellungen und Veranstaltungen genutzt werden soll. Der Pfahlbauverein als privater Träger kümmert sich aktuell um eine solide Finanzierung, um dieses Projekt realisieren zu können.