Ozon belastet europäische Laubwälder

Branche, 05.03.24
Claudia Stieglecker
Eine europaweite Feldstudie zeigt, dass einige Pflanzen unter bestimmten Bedingungen besonders empfindlich auf das in Bodennähe giftige Ozon reagieren – und sich daher gut als Frühwarnsystem eignen.

Im Rahmen der Studie wurden bedeutende sichtbare Schäden gefunden, die giftiges Ozon auf den Blättern von Laubbäumen hinterlässt. Und das, obwohl die Gesamt-Ozonkonzentration zwischen 2005 und 2018 stabil geblieben oder leicht gesunken ist, informiert die Schweizer Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL. Diese Schäden waren vor allem auf der Blattoberseite zu sehen und zeigten sich als dünne, hellgrüne, rötliche oder dunkelbraune, stecknadelkopfgroße Punkte zwischen den Blattadern. Ältere Blätter waren dabei am stärksten von den Zellschädigungen betroffen.

UNTERSCHIEDLICHE AUSWIRKUNGEN

Schäden dieser Art wurden in Teilen von Frankreich, Deutschland, der Schweiz, Litauen und Griechenland gefunden, weniger Anzeichen von Ozonauswirkungen stellten die Forschenden in Kroatien, Spanien, Italien und Teilen Mittel- und Osteuropas fest. Bei den Baumarten war die Rotbuche am häufigsten betroffen, andere Arten wie der westliche Erdbeerbaum seien offenbar weniger empfindlich, so die WSL. Nachweisbar sei jedenfalls ein Zusammenhang zwischen den Schäden und bestimmten Blattmerkmalen wie der spezifischen Blattfläche und -dicke. Empfindliche Pflanzen könnten daher als Frühwarnsystem für die Auswirkungen von Ozon auf die Vegetation dienen, heißt es.

ZUSAMMENHÄNGE ERFORSCHEN

Außerdem wurde festgestellt, dass die Blattsymptome nicht immer direkt proportional zur Ozonkonzentration auftreten. In alpinen und kontinentalen Regionen mit niedrigeren Ozonkonzentrationen wurden mehr Schäden beobachtet, in den Mittelmeerregionen mit hohen Konzentrationen wiederum weniger. Den Forschenden zufolge deutet dies darauf hin, dass nicht nur die Ozonkonzentration, sondern auch andere Faktoren wie Vegetation, Atmosphäre und Wasserverfügbarkeit im Boden die Anfälligkeit für Ozon beeinflussen können.

LANGFRISTIGE ÜBERWACHUNG

Das Forschendenteam sammelte und analysierte Daten jeweils zwischen April und September von 2005 bis 2018 in 20 Ländern. Von den 149 untersuchten Pflanzenarten zeigten 57 Arten sichtbare und durch Ozon hervorgerufene Blattsymptome, die an 57 der 91 untersuchten Standorte beobachtet wurden. Die Forschenden der Studie empfehlen eine langfristige und kontinuierliche Überwachung, um die Auswirkungen von Ozon auf die Gesundheit, das Wachstum und die Artenvielfalt von Laubwäldern zu verstehen. Entscheidend sei, die gesamte Pflanzengemeinschaft zu untersuchen und nicht nur ausgewählte Arten.