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Eisblock-Challenge: Holzbau demonstriert Dämmkraft

Kurzarbeit am Bau und stagnierende Gesamtwirtschaft – beim 17. Europäischen Holzbaukongress (EBH) von FORUM HOLZBAU am 16. und 17. Oktober in Köln war nicht viel von Krise spürbar, auch wenn sie im Hintergrund natürlich mitschwang. Trotz des Kongresstermins in den NRW-Herbstferien und aktueller Grippewelle kamen 720 Teilnehmer aus der Bau-, Immobilien- und Holzwirtschaft in den Kölner Gürzenich, um sich über die aktuelle Lage auszutauschen, Informationen einzuholen und Kontakte zu knüpfen. Die Schwerpunktveranstaltung von FORUM HOLZBAU für den Westen Deutschlands und die angrenzende BeNeLux-Region ist erneut sehr gut angenommen worden, besser als vom Veranstalter in der aktuellen Konjunktursituation erwartet. Rund 60 Unternehmen unterstützen den EBH-Kongress mit ihrer Teilnahme an der begleitenden Fachausstellung.
Das bei den Kongressen von FORUM HOLZBAU übliche Klima-Update übernahm in Köln diesmal Ralf Petercord, der Leiter des Referats Waldbau im NRW-Landwirtschaftsministerium. Der Forstwissenschaftler übernahm in Vertretung von Ministerin Silke Gorißen die Rolle des „Wachrüttlers“ in Sachen Klimawandelfolgen. Seiner Position entsprechend ging es dabei in erster Linie um die Zukunft des Waldes in NRW und die Versorgung der Holz- und Bauwirtschaft mit dem Rohstoff. Nach der Veröffentlichung der 4. Bundeswaldinventur und des Bundeswaldberichts sah sich Petercord aufgrund irreführender öffentlicher Aussage zum Wald und seinem „Schutz“ veranlasst, diese klarzustellen. Weil es dem Wald nicht gut gehe, müsse er umgebaut und verjüngt werden. Er dürfe aber nicht aus der Nutzung genommen und stillgelegt werden, weil er dann zur CO2-Quelle werde. Was im Klimawandel aber nicht helfe, den seit Beginn des industriellen Zeitalters exponentiellen CO2-Anstieg in der Atmosphäre auf derzeit 420 ppm (2045 vorr. bei 460 ppm) zu bremsen, sondern das Gegenteil bewirke. Es gehe doch darum, möglichst viel CO2 aus der Atmosphäre herauszuholen. Den Rohstoff verrotten zu lassen, sei nicht besonders schonender Umgang mit der Ressource. Wobei der Forstwissenschaftler die Rolle alter Bäume ihre Rolle für die Biodiversität nicht kleinredete. Alte Bäume seien wichtig, überalterte Bestände aber ein Risiko.
Um den Wald an das sich ändernde Klima in Mitteleuropa aktiv anzupassen, werde in den nächsten Jahren sehr viel Nutzholz anfallen 70 bis 80 Mio. m³ jährlich – darunter viel Fichtenbauholz. Weil aber die Fichte im Klimawandel besonders gefährdet sei und man weitere Bestände unterhalb von 600 m Meereshöhe verlieren werde, sollte man ihr Holz nutzen, um so Materialien auf Basis fossiler Rohstoffe zu substituieren. Auch die energetische Nutzung von Holz sei deswegen sinnvoll, weil damit fossile Rohstoffe substituiert werden. Holznutzung auch deswegen, weil Deutschland mit 3,7 Mrd. m³ Holz und durchschnittlichen 335 m³ auf dem Hektar viel zu hohe Holzvorräte angesammelt habe – mit hohem Verlustrisiko wegen unkalkulierbarer Extremsituationen. Der Wald selbst werde sich im Klimawandel dramatisch verändern, aber nicht verschwinden und als Mischwald mit standortgerechten Baumarten weiterzuwachsen (derzeit über 100 Mio. m³/Jahr). Er soll weiter nachhaltig genutzt, aber nicht übernutzt werden. Das Bauen mit Holz sei genau das Richtige, um dem Klimawandel etwas entgegenzusetzen. Denn Holzprodukte seien ein „sicherer“ CO2-Speicher -im Gegensatz zum Wald, der als CO2-Speicher auch wichtig sei, aber eben labil, da die Klimaanpassungsprozesse der Natur weiterlaufen. Wie sich der Wald entwickeln werde, sei derzeit ziemlich offen. Mit Holzprodukten lasse sich der CO2-Kreislauf jedenfalls wenigstens für lange Zeit unterbrechen, und noch länger durch Kreislaufwirtschaft.
Pekka Sagner vom Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln beleuchtete die aktuelle Baukrise und ihre Ursachen. Das Schlimmste dürfte für die Branche hinter ihr liegen, man befinde sich nach vielen Jahren des Baubooms und dem Zinsschock im Jahr 2022 mit anschließender Zins-Starre noch in der abklingenden Katerphase, aber immerhin am Beginn der Phase des Markt-Wiedererwachens. Das Problem sei, dass vielen Kaufwilligen mit den Zinsanhebungen die Chance auf Amortisation der Investition in einem realistischen Zeitraum (Erwerbsleben) genommen wurde. Wohneigentum wurde für zu viele Menschen unerschwinglich, Umzugsketten fielen aus und Mietwohnungen wurden nicht frei. Trotz großer Marktpotenziale (hohes Angebot an Bestandsimmobilien, steigendes Mietniveau) sei aber mit keinem steilen Anstieg der Immobiliennachfrage zu rechnen, so wie es nach früheren Krisen oder der Pandemie der Fall war, alles entwickle sich viel zäher. Bei Wohnimmobilien würden sich die Anzeichen für eine Aufwärtsentwicklung mittlerweile aber verdichten. Die Preise am Gebrauchtimmobilienmarkt sänken nicht mehr weiter, auch nicht für solche mit niedrigem Energiestandard. Es wird allgemein mit weiteren Zinssenkungsschritten der Zentralbank gerechnet und auf zusätzliche staatliche Kaufanreize gehofft. Mit denen ließe sich die Bau-Erholung dynamisieren, so Sagner. Er zeigte sich überzeugt, dass sich energetische Sanierungen im Immobilienbestand am ehesten zum Zeitpunkt einer Transaktion umsetzen ließen, also wenn sich junge Familien eine erste (Bestands-)Immobilie kauften bzw. aus einem Erbe übernähmen. Sagner wies dem neuen KfW-Förderprogramm „Jung kauft alt“ gute Chancen zu. In der Bevölkerung bestehe ja eine grundsätzliche Bereitschaft, Bestandsimmobilien zu kaufen und ältere Häuser energetisch zu modernisieren. Die ältere Generation in ihren Häusern zur Sanierung zu motivieren, dürfte hingegen weiter sehr schwierig bleiben.
Im Verlauf des EBH-Kongresses wurden wieder hervorragende internationale Holzbau- und Holz-Hybrid-Bauprojekte vorgestellt wie The Ascent in den USA, der Skypark in Luxemburg, Matchbox in den Niederlanden, die Vierarmen-Holzbrücke in Brüssel oder auch das Hortus in der Schweiz. Wichtige weitere Programmpunkte bildeten fachliche Updates in Sachen Baurecht, Bauphysik und zur Muster-Holzbaurichtlinie. Erfahrungsberichte über Holzbau aus der Wohnungswirtschaft, über Materialkombinationen und -innovationen rundeten das Programm ab.
Die Architektenkammer Düsseldorf nutzte den EBH-Kongress als Bühne für die Bekanntgabe des NRW-Holzbaupreises 2024. Die beiden diesjährigen Hauptpreise wurden für die neue Feuerwache in Neuwied und den Luftschiff-Hangar in Mülheim vergeben. Sonderpreise gab es für den Bürobau „The Cradle“ in Düsseldorf und das Kirchen-Umnutzungsprojekt Marienkirche Essen. Anerkennungen wurden für das Privathaus „Haus on Top“ in Düsseldorf und die Campus-Erweiterung an der TH OWL in Lemgo ausgesprochen.
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