Bauwirtschaft setzt auf weiter sinkenden Leitzins und eine Besserung des Investitionsklimas

Branchennews, 09.01.25
Pressemitteilung
28. IHF 2024 mit 2.900 Teilnehmern an drei Kongresstagen

Über 2.900 Teilnehmer aus 40 Nationen an drei Tagen und eine neue Rekordbeteiligung gegenüber dem IHF des Vorjahres, das kann sich sehen lassen – gerade in Zeiten großer Unsicherheit. Aber ein Beweis für das hohe Interesse am Bauen mit dem Werkstoff und Beleg für hohen Informationsbedarf. Das Kongresszentrum in Innsbruck war mit dem „Internationalen Holzbauforum 2024“ jedenfalls ausgebucht.

Und so volle Säle wie z.B. bei der Vorstellung des Dachstuhls von Notre Dame, beim Holzhochhaus-Vortrag von Michael Green aus Kanada oder bei der Präsentation des „Red Sea Project“ in Saudi-Arabien sind bei Fachveranstaltungen über Holzbau selten. Der 28. Kongress der IHF-Reihe lebte einmal mehr von der großen Zahl vorgestellter Bauprojekte, die in den vergangenen Monaten weltweit fertiggestellt wurden. Ergänzt wurde das Programm wieder durch Forschungsergebnisse, die Vorstellung von Neuentwicklungen bei Produkten und Verfahren und Fachvorträge zu Spezialthemen rund um den Bau.

Die begleitenden volkswirtschaftlichen Vorträge tönten diesmal tendenziell in Moll und beschränkten sich auf einen kurzfristigen Ausblick auf die kommenden Monate. Die Zeiten für sind für Wirtschaftsprognosen einfach zu unsicher. Dr. Thomas Obst vom Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln (IW) sieht Deutschland aktuell in einer Investitionskrise feststecken, die durch die „4D“ geprägt sind: Digitalisierungsrückstand, eine ungünstige Demografie, De-Globalisierungstendenzen und hohe Dekarbonisierungskosten. Neben exogenen Einflüssen vom Weltmarkt sind es aber auch hausgemachte Dinge, die die Wirtschaft in Deutschland seit etwa fünf Jahren in der Stagnation verharren lassen. Zu hohe Steuern und Energiekosten, letztere vor allem für produzierende Unternehmen, außerdem zu viel Bürokratie würden verhindern, dass die Wirtschaft wieder in die Gänge komme. Hohe Tarifabschlüsse und insgesamt vergleichsweise hohe Lohnstückkosten behinderten die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Erzeugnisse im Ausland. Damit drohe nun sogar das Gespenst der Deindustrialisierung, was Obst mittlerweile als reale Gefahr erachtet.

Die Regierung habe es versäumt, sich bei Behebung des Fachkräftemangels stärker zu engagieren. Der stehe bis 2030 „wie ein Elefant im Raum“. Ein klarer Fehler sei auch das Gerede von einem „grünen Wirtschaftswunder“ gewesen, was seitens der Wirtschaftsverbände schon länger als realitätsfern tituliert worden sei. In Deutschland müsse man lernen, mit der aktuellen geopolitischen Neuordnung umzugehen, also mit der Blockbildung und neuen Handelsschranken. Zur Lösung der blockierten Situation müsse die demokratische Mitte sorgen und nach der Bundestagswahl im Februar zu wirtschaftspolitischen Konsenslösungen zusammenfinden.

 

Marktforscher Martin Langen zeigte sich bei der Auftaktveranstaltung zum IFH überzeugt, dass die Immobilienbranche jetzt wieder in Gang komme – und damit auch der daran hängende Bau. Mit der Aussicht auf weiter sinkende Leitzinsen kämen mehr gebrauchte Immobilien auf den Markt, die auch nachgefragt und dann renoviert würden. Denn die aktuelle Baukrise sei anders als frühere Baukrisen, weil trotz Krise und wenig Neubau weiterhin viel Bedarf an Wohnraum bestehe. Und die Mieten würden deswegen weiter steigen. Die politischen Rahmenbedingungen wiesen stark in Richtung Förderung des sozialen Wohnungsbaus, weil man in der Vergangenheit das Falsche gebaut habe: zu exklusiv, zu groß und damit zu teuer. Jetzt gehe es um kleinere und preiswerte Wohnungen. Langen vermutete, dass viele Projektentwickler ihre Projekte auf sozialen Wohnungsbau umstellen würden. Gerade wegen des Markteintritts neuer Akteure bestehe über das Bauen mit Holz weiterhin viel Informationsbedarf. Hinsichtlich des seriellen Bauens bzw. auch Sanierens, was von der Bundesbauministerin schon so etwas wie ein Allheilmittel hingestellt werde, ist Langen jedoch eher skeptisch, wenn es um die Marktakzeptanz gehe. In Deutschland fehle generell Platz für Neubau, und die Serielle Sanierung mit Holzelementen sei derzeit einfach zu teuer im Vergleich zu marktüblichen Systemen. Marktforscher Langen wies beim IHF ferner auf die aktuelle Insolvenzwelle im Bereich Bau hin und riet zu gutem Forderungsmanagement.

Auch das TUM-Wood-Diskussionsforum zu früher Stunde am IHF-Freitag lockte wieder ganz ordentlich Teilnehmer in die „Orangerie“ des Innsbrucker Kongresszentrums. Dabei ging es zunächst um „Holzbewehrtes Holz“ – also um die sehr deutliche Erhöhung der Leistungsfähigkeit von Brettschichtholzträgern durch das vertikale Einkleben von Furnierlagen. Im zweiten Teil stellten die Wissenschaftler der TU München ihre Entwicklung „Timber Earth Slab“-System (T.E.S.) vor: Deckenelementen aus Lehm, die mit Holzlattenrosten bewehrt werden, um verflüssigten Lehm in Fertig-Elementform zu bringen (und zu halten) und dabei die positiven Eigenschaften beider Materialien (Lehm und Holz) zu kombinieren. Sie sollen im Geschosswohnungsbau eingesetzt werden. Die Lattenroste werden mit Unterstützung von Robotern automatisch gelegt, mit Holznägeln geheftet und verklebt, ehe der Lehm eingefüllt wird.

Im Block „Exponierte Ingenieurbauwerke“ wurden Holzbrückenprojekte unterschiedlicher Konstruktion vorgestellt, unter anderem die Olympiabrücke in Paris, die Bahnhofsbrücke in Zwolle und die Vier-ArmenRadwegbrücke in Brüssel, aber auch mehrere Bauten in Spanien.

Der IHF-Epilog lieferte einen Überblick über die Holzbauten, die Frankreich für die Sportler zur Sommerolympiade 2024 in Paris und die spätere Nachnutzung errichtet hat. Daran knüpfte sich die Einladung zur Teilnahme am 14. Forum Holzbau in Frankreich an („Forum Bois Construction“, 26. Bis 28.2.2025 im Grand Palais in Paris). Die deutsche „IBA 2027“ lieferte ein Update zum Fortschritt der im Großraum Stuttgart fertig gestellten und noch bis zum Start geplanten Objekte. Aber auch die Weltausstellung in Japan („Expo 2025“; 13. April bis 13. Oktober in Osaka) mit ihrem riesigen ringförmigen (begehbaren) Pfosten-Riegel-Bauwerk mit 700 m Durchmesser und 2 km Umfang warf beim IHF ihr Licht voraus. Die Skelette des provisorischen Holzbaus aus erdbebensicher verbundenen (gesteckten) Brettschichtholz-Stützen und -Trägern fassen den zentralen Teil des Pavillongeländes ein. Seine Bestandteile sollen nach der Expo an anderer Stelle z.B. im Wohnungsbau eine Weiternutzung erfahren und so den Nachhaltigkeitsanspruch der Expo 2025 unterstützen.

Im IHF-üblichen Gastvortrag ging es um die Möglichkeiten von künstlicher Intelligenz (AI), aber auch um bestimmte Risiken, die mit dem Einsatz einhergehen, so z.B. für einzelne Berufsgruppen (Juristen, Dolmetscher). Im Anschluss ehrte Forum Holzbau den Unternehmer Walter Bauer und den Wissenschaftler Dr. Hans Joachim Blaß, jeweils für ihre Verdienste um den Holzbau.

Das 29. Internationale Holzbau-Forum wir vom 03. Bis 05. Dezember 2025 stattfinden.

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