Branche
Holzbau im Rampenlicht

Anne Nyffeler: Seit 2010 arbeite ich mit der Methode. Ich habe damals in einem Büro viel mit nachhaltigem Bauen gearbeitet und musste feststellen: Hier müssen in frühen Phasen sehr viele Informationen verarbeitet und koordiniert werden – das war mit herkömmlichen Mitteln wirtschaftlich kaum leistbar. Wir suchten nach einer Möglichkeit, diese Komplexität effizient zu steuern – so kam ich zu BIM.
BIM ist kein reines Planungstool, sondern ein digitales Informationsmanagement. Wenn die Projektziele klar definiert sind, lassen sich Informationen strukturiert erfassen, priorisieren und für alle Beteiligten transparent machen. Das erleichtert die Verständigung, reduziert Risiken und spart Zeit.
Weil der Holzbau – insbesondere in der Schweiz – stark auf Vorfertigung setzt. Über 95 Prozent der Holzbauten werden modellbasiert produziert. Tragende, dämmende und bekleidende Schichten sind oft ineinander verschachtelt. Diese Komplexität erfordert eine frühe und präzise Koordination – dafür ist BIM das ideale Werkzeug.
Sie ist möglich, aber riskant. Viele Holzbauunternehmen leisten aktuell umfangreiche, oft unbezahlte Koordinationsarbeit, um Fehler und Nacharbeiten auf der Baustelle zu vermeiden. Wenn diese Abstimmungen im Vorfeld fehlen, drohen höhere Kosten, Zeitverluste und Schäden – vor allem, weil Holz feuchtigkeitsempfindlich ist.
Die Planung wird interdisziplinärer. Systembauweise bedeutet, dass Gewerke enger ineinandergreifen. Besonders an den Schnittstellen zwischen Orts- und vorgefertigter Systembauweise muss präzise geplant werden. Wenn man darauf verzichtet und von Millimetergenauigkeit ausgeht, dann aber die Ortsbauweise im Zentimeterbereich Abweichungen aufweist, dann passt nichts zusammen. BIM ermöglicht es, solche Punkte frühzeitig sichtbar zu machen und den Bauablauf entsprechend zu steuern.
Architekt:innen müssen sich mit Fachplanenden im Holzbau enger abstimmen. Oft ist es effizienter, wenn das Architekturmodell keine vollständige Detaillierung enthält, sondern als korrekt bezeichnetes Hüllkörpermodell übergeben wird. Das reduziert Fehlerquellen – setzt aber eine klare Rollenverteilung voraus.
In der Schweiz etabliert es sich gerade stark – nicht zuletzt wegen der zunehmenden Anforderungen an die Ökobilanzierung. BIM hilft dabei, CO₂-Emissionen auf Basis modellierter Materialdaten zu erfassen. Auch für das zirkuläre Bauen ist es entscheidend, zu wissen, was wo verbaut wurde. Der Holzbau ist hier im Vorteil: Durch die modellbasierte Vorfertigung sind diese Informationen bereits verfügbar – ein echter Pluspunkt für Rückbau und Wiederverwendung.