Der Wald in 100 Jahren

Technik, 24.02.25
Claudia Stieglecker
An der Technischen Universität München TUM wurde ein Simulationsmodell entwickelt, das langfristige Entwicklungen großer Waldflächen bis auf den Einzelbaum genau berechnen kann.

Das Simulationsmodell „iLand“ kann unterschiedlichste Wälder als digitale Zwillinge anlegen und ihre langfristige Entwicklung unter verschiedenen Klimaszenarien berechnen, also zum Beispiel bei gleichbleibenden klimatischen Verhältnissen, einer Erwärmung von einem oder von 4,8 Grad. Andere Modelle arbeiteten zwar ähnlich wie das der TUM-Forschenden, betrachten dabei aber einzelne Waldbestände mit einer Größe von wenigen Hektar, heißt es. In iLand könne man die Interaktionen zwischen Bäumen und ihren Nachbarn, aber auch zwischen Bäumen und zum Beispiel Borkenkäfern über Jahrzehnte bis Jahrhunderte simulieren – und das über große Flächen von bis zu 100.000 Hektar, womit komplette Nationalparks untersucht werden können. Mit anderen Modellen sei das in dieser Form aktuell nicht möglich.

DETAILLIERTE SIMULATION

Die Einsatzmöglichkeiten für iLand sind dadurch sehr vielfältig, durch die hohe Auflösung kann das Modell sehr detailliert Maßnahmen zur Waldbewirtschaftung simulieren. So lässt sich zum Beispiel berechnen, wie sich Abholzung beziehungsweise das Pflanzen bestimmter Baumarten auf den restlichen Wald auswirkt oder welches Portfolio von Baumarten am meisten CO2 speichert und schnell Biomasse aufbaut, damit das Holz als Rohstoff genutzt werden kann. Auch Extremereignisse wie Waldbrände, Stürme oder Dürren können abgebildet werden.

OFFEN FÜR WEITERENTWICKLUNG

Das Forschungsteam arbeitet schon seit zwölf Jahren an dem Programm, mittlerweile diente es in mehr als 50 Studien verschiedener Forschungseinrichtungen als Modell, so die TUM. Inzwischen könne man damit 150 Baumarten im Computerwald nachbilden und das Modell ist auf drei Kontinente anwendbar. Das Programm kann auch selbst weiterentwickelt und auf die eigenen Bedürfnisse angepasst werden: Dies soll ermöglichen, dass möglichst viele Forschende iLand nutzen.