„Duftes Holz“

Branche, 30.09.25
Claudia Stieglecker
Ein interdisziplinäres Team des Leibniz-Instituts für Arbeitsforschung in Dortmund (IfADo) hat gemeinsam mit Wissenschaftler:innen des Thünen-Instituts für Holzforschung untersucht, welchen Einfluss Gerüche auf die Qualität der Raumluft haben.

Wer Holz in Innenräumen verbaut, holt sich einen Baustoff mit Eigengeruch ins Haus und damit Gerüche, die die Innenraumluftqualität beeinträchtigen können. Das Projekt „Wood for good“ hat sich genauer damit beschäftigt, wie Menschen den Geruch verschiedener Holzmaterialien wahrnehmen und welchen Einfluss das Bild des dazugehörigen Materials auf diese Bewertung hat.

RIECHTEST

In einer ersten Studie wurden in einem standardisierten Riechtest 32 Personen verschiedene Holzgerüche präsentiert – darunter Kiefer, Eiche, Kork sowie Holzwerkstoffe wie Grobspanplatten aus Pappel oder Kiefer. Manche Proben wurden mit einem Abbild des Materials gezeigt, andere ohne. Bewertet wurde, wie intensiv, angenehm und vertraut der Geruch ist. Dabei spielte der visuelle Kontext eine entscheidende Rolle: Wenn das passende Materialbild gezeigt wurde, bewerteten die Testpersonen den Geruch als angenehmer und vertrauter.

AUGEN AUF

Besonders positiv wurden Gerüche bewertet, die reich an Terpenen waren, etwa der Duft von Kiefernholz. Gerüche mit höherem Anteil an Essigsäure oder Aldehyden – typisch für Eiche oder manche Holzwerkstoffe – wurden hingegen als weniger angenehm empfunden. Die Intensität des Geruchs hatte keinen Einfluss darauf, wie angenehm oder vertraut er empfunden wurde. Ohne Bild war es für die Teilnehmenden schwerer, den Geruch einzuordnen, wodurch die Bewertung sank. Mit zum Geruch passendem Bild, wenn also sichtbar war, dass der Duft von Holz stammt, wurde der Geruch positiver bewertet.

HOLZBILD UND HOLZDUFT

Im Folgenden wurde die Verarbeitung der Geruchsreize im visuellen Bereich des Gehirns untersucht: 21 Versuchspersonen wurde der Geruch von Kiefernholz oder sauberer Luft mit Bildern von Holzwänden oder -böden oder aber Wänden präsentiert. Das Sehen hat einen großen Einfluss: Die Holzbilder sorgten grundsätzlich dafür, dass der Geruch angenehmer eingestuft wurde. Dabei war es weniger relevant, ob Kiefernholzduft oder „normale“ Raumluft durch die Nase aufgenommen wurde, heißt es. Am angenehmsten wurde der Geruch bei der Übereinstimmung von Holzbild und Holzduft bewertet, allerdings nur mit einem leichten Effekt.

RAUMLUFTQUALITÄT MESSEN

Basierend auf den Ergebnissen raten die Forschenden: Bei der gesundheitlichen Beurteilung von Raumluftqualität müssen die tatsächlichen Konzentrationen von flüchtigen organischen Verbindungen im Mittelpunkt stehen, die Ergänzung um eine Geruchsprüfung in der aktuellen Form hat vor dem Hintergrund der Studienergebnisse keinen gesundheitsrelevanten Mehrwert. Die Experimente weisen darauf hin, dass Geruchsbewertungen – wie sie aktuell in Normen oder Umweltzeichen vorgesehen sind – leicht beeinflussbar sind und nicht die Wirkung von Gerüchen widerspiegeln.