Architektur
Tischlerei Rüscher: Holzbau für Generationen

In der südfinnischen Kleinstadt Tammisaari hat die zeitgenössische Kunst einen modernen Holzbau als neue Heimat bekommen: das Chappe Art House. „Der Bau soll ein Ort für intime, entschleunigte Kunsterfahrungen sein“, sagt Asmo Jaaksi, Projektleiter und Gründungspartner bei JKMM. Chappe ist bewusst maßvoll dimensioniert, zugleich aber charaktervoll und formgebend in seiner architektonischen Sprache. „Wir wollten einen skulpturalen, ausdrucksstarken Raum schaffen, der sich sensibel in ein dichtes, historisches Umfeld einfügt.“ Seit 2023 ergänzt das Chappe Art House die historische Altstadt.
Tammisaari gilt als eine der am besten erhaltenen Holzstädte Finnlands, viele der Holzhäuser stammen aus dem 18. Jahrhundert. Das Chappe Art House hat das renommierte Architekturbüro JKMM entworfen, beauftragt hat es die Albert de la Chapelle Art Foundation. Die Stiftung erfüllte damit den Wunsch ihres Namensgebers – einem Pionier der Genetik und Sammler nordischer Kunst –, nicht nur seiner Sammlung eine dauerhafte Heimat zu geben, sondern auch der lokalen Gemeinschaft, aus der er stammte, einen inspirierenden Ort zu schenken.

Mit seiner markanten Form reagiert der dreigeschossige Holzbau auf das enge Baufeld mitten in der Altstadt. „Wir haben uns für einen diamantförmigen Grundriss entschieden“, sagt Asmo Jaaksi. Die Fassade besteht aus schräg gesägten Fichtenleisten, die grau pigmentiert sind. Je nach Lichteinfall entsteht ein lebendiges Spiel aus Licht und Schatten – eine moderne Referenz an traditionelle finnische Holzarchitektur. Das erzeugt ein lebendiges Spiel aus Licht und Schatten und verweist zugleich subtil auf die traditionelle finnische Holzarchitektur.
Innen setzt sich das Holz-Materialkonzept fort: Sichtbare CLT-Elemente und Leimbinder sorgen für eine warme, akustisch angenehme Atmosphäre. Besonders gelungen ist die Integration lokaler Ressourcen: Eichen- und Eschenbäume, die das Projektteam direkt auf dem Baugrundstück gefällt hat, fanden als handgefertigte Lobbymöbel ein neues Leben – eine Hommage an den Ort und seine Ressourcen. Damit wolle man das Gefühl für den Ort verstärken, so Jaaksi.




» Wir wollten einen skulpturalen, ausdrucksstarken Raum schaffen, der sich sensibel in ein dichtes, historisches Umfeld einfügt. « Asmo Jaaksi, Gründer JKmm Architects
Von Beginn an arbeiteten Künstler:innen eng mit dem Planungsteam zusammen – Kunst war hier kein nachträgliches Add-on, sondern ein organischer Bestandteil des architektonischen Konzepts. So schuf Keramikerin Karin Widnäs eine großflächige Wandarbeit im Foyer, während Petri Vainio eine poetische Lichtinstallation beitrug. Die enge Zusammenarbeit mit Künstler:innen war von Anfang an Teil des Konzepts – Kunst sei ein organischer Bestandteil der Architektur, so Jaaksi.Das Chappe Art House ist über eine unterirdische Passage mit dem benachbarten Raseborg Museum verbunden. Gemeinsam mit der Galerie Elverket bildet es ein kulturelles Ensemble, das der Region auch außerhalb der Sommermonate ein starkes Programm bietet.
Wie es sich für ganzheitliche Holzarchitektur gehört, erfüllt das Gebäude auch neben dem klaren Bekenntnis zum Holz hohe Nachhaltigkeitsstandards: Eine zentrale, unterirdisch geführte Lüftungsanlage reguliert Temperatur, Luftfeuchtigkeit und CO₂-Gehalt. Das integrierte Wärmerückgewinnungssystem speist überschüssige Energie in das lokale Fernwärmenetz ein. Große Dachfenster und gezielt platzierte Panoramaverglasungen optimieren das natürliche Licht, während ein energieeffizientes HLK-System – gekoppelt an das lokale Fernwärmenetz – für stabile klimatische Bedingungen sorgt.
Neben den Nachhaltigkeitszielen ist die Klimasteuerung auch für den Museumsbetrieb wichtig: Die exakte Kontrolle der Luftfeuchtigkeit ist eine Voraussetzung für internationale Ausstellungen.


Nach einem geladenen Wettbewerb im Jahr 2018 und rund fünf Jahren Planungs- und Bauzeit hat das Chappe Art House 2023 eröffnet – als Geschenk der Stiftung an die Stadt. Für Asmo Jaaksi ist das Projekt ein Modell für zukünftige Kulturbauten: „Kulturelle Gebäude geben Orten Identität – aber nur, wenn sie einladend sind und die Menschen das Gefühl haben, dass sie ihnen gehören.“ Das Chappe Art House tut genau das: Es fügt sich ein in das Bestehende, stellt sich dennoch selbstbewusst dar – und öffnet sich als neuer Ort für Kunst und Gemeinschaft.



