Holz-Reallabor mit Zwilling

Technik, 24.03.25
Claudia Stieglecker
Am Campus Göppingen der Hochschule Esslingen in Deutschland sollen in einem autarken Holzbau im Rahmen des Projekts „GEFION“ neue Wege zur Nachhaltigkeit in der Baubranche erforscht werden.

Im multimodalen Hauptraum des zweigeschossigen Holzbaus, der Anfang April eingeweiht werden soll, werden verschiedene Nutzungsszenarien untersucht, Messdaten zu Raumklima, Energieversorgung und Wetterbedingungen über Sensoren erhoben und zur Verifikation eines digitalen Gebäudezwillings herangezogen. Die gewonnenen Erkenntnisse fließen in eine Vielzahl an Forschungsthemen ein: dynamische Ökobilanzierung und damit verknüpfte Erstellung und Handel von CO2-Speicherzertifikaten, Verbesserung des Nutzerverhaltens und Überprüfung bestehender Simulationsmodelle.

DIGITALER GEBÄUDEZWILLING

Der digitale Gebäudezwilling des mobilen Holzsystemhauses wird im Rahmen des Projektes entwickelt. Mit seiner Hilfe lassen sich Energiebedarf und die damit verbundenen Emissionen eines Gebäudes, je nach Nutzungsweise und Aufstellungsort, schon vor seinem Bau und vor allem auch nach Änderungen am Gebäude, der Nutzung oder gar des Standorts vorhersagen, informiert die Hochschule Esslingen.

ÖKOLOGISCH OPTIMIERT

Der zweigeschossige Holzständerbau ist baubiologisch geplant und setzt unter anderem wiederverwendete Materialien ein, heißt es weiter. Der Demonstrator wurde durch verschiedene Werkzeuge auf Basis von Building Information Modeling (BIM) und des digitalen Zwillings ökologisch optimiert. Aspekte wie CO2-Vermeidung und -Entnahme, minimaler Einsatz an grauer Energie und Wassereinsatz, Abfallvermeidung, Rezyklierbarkeit, Energieeffizienz und Autarkie standen im Vordergrund. Die Autarkie wird durch Solaranlagen, intelligente Speicherung und Infrarot-Beheizung im Inneren erzielt.

WIEDERVERWENDBAR

Das Pultdach besteht aus wiederverwendeten Materialien und ist reversibel konstruiert. Die Außenwände im Obergeschoss sind gestalterisch und konstruktiv optimiert, die Wand- und Deckenkonstruktionen bestehen aus Vollholz, Holzfaser- oder Pilzmyzeldämmung. Die Fassade ist von einer Boden-Deckel-Schalung und Fassadenbahnen gekennzeichnet, Teile des Dach- und Bodenaufbaus, Fenster, Türen, verschiedene Matten und Bahnen sowie die losen Fundamentauflager sind zum Großteil wiederverwendete Bauteile oder Materialien. Der temporäre Bau ist zu 100 Prozent reversibel und wiederverwendbar konzipiert.