LEIM- UND METALLFREIE VERBINDUNGEN: ZUKUNFT ODER NISCHE?

Technik, 29.04.25
Adrian Engel
Leim- und metallfreie Holzverbindungen ermöglichen eine kreislauffähige, wohngesunde Bauweise. Noch sind sie ein Nischenprodukt, doch innovative Unternehmen haben bereits leistungsfähige Systeme entwickelt. Wie können sie sich durchsetzen und vielleicht sogar zum neuen Standard werden?

Der Trend zum ökologischen Bauen wächst – und mit ihm das Interesse an leim- und metallfreien Holzverbindungen. Sie bestehen ausschließlich aus Holz, verzichten auf chemische Klebstoffe und Metallteile und ermöglichen eine besonders nachhaltige Bauweise. Unternehmen wie holzius und Knapp haben bereits leistungsfähige Produkte auf den Markt gebracht, die klassische Schraub- oder Metallverbindungen ersetzen können.

GUT FÜR DEN KREISLAUF

„Unsere Holz-in-Holz-Verbindungen bleiben im natürlichen Kreislauf und verbessern die Wohngesundheit erheblich“, erklärt Herbert Niederfriniger, Geschäftsführer von holzius. Das leim- und metallfreie Vollholzsystem von holzius für Wand-, Decken- und Dachelemente basiert auf einer altbewährten Holzverbindungstechnik. Bei den werkseitig vorproduzierten Wandelementen werden die Bohlen in Wuchsrichtung verbaut und mit einer Gratleiste in Schwalbenschwanzform versehen. Die Gratleiste wird quer in die Holzbohlen eingepresst, die dadurch von außen nicht sichtbar kraftschlüssig miteinander verbunden sind

Auch Sascha Groeger von Knapp Verbinder sieht großes Potenzial: „Unser Holzbaunagel ist einfach zu verarbeiten – sowohl für Privatpersonen als auch für Fachbetriebe.“ Die Verbindungstechniken eignen sich für Sanierungen, Restaurierungen, den Neubau und sogar für denkmalgeschützte Gebäude. Die Nachfrage steigt kontinuierlich, doch der Durchbruch auf dem Massenmarkt erfordert weitere Entwicklungen. Besonders die Tragfähigkeit und die wirtschaftliche Skalierung sind noch Herausforderungen. „Ein Holznagel kann nicht immer die gleiche Last tragen wie Stahl, aber mit cleverer Konstruktion lassen sich viele Anwendungen realisieren“, so Sascha Groeger.

Ein wichtiger Faktor für die Zukunft ist die politische Unterstützung. Einheitliche Normen und Förderprogramme könnten helfen, die Technologie weiterzuentwickeln und breiter verfügbar zu machen. Vor allem in Schulen, Kindergärten und Gesundheitsbauten, wo schadstofffreie Materialien gefragt sind, könnten sich diese Verbindungen bald ganz etablieren.

VOM EINFAMILIENHAUS ZUM SECHSGESCHOSSER

Herbert Niederfriniger ist überzeugt, dass Holzverbindungen ohne Leim und Metall in Zukunft eine noch größere Rolle spielen werden: „Wir haben bereits 600 Projekte umgesetzt, von Einfamilienhäusern bis hin zu sechsgeschossigen Gebäuden. Das zeigt, dass unsere Systeme praxistauglich sind.“

Mit weiterem Wachstum und technischen Innovationen könnten leim- und metallfreie Holzverbindungen künftig eine echte Alternative zu herkömmlichen Methoden werden. Sie bieten nicht nur ökologische Vorteile, sondern auch hohe Qualität und Langlebigkeit – und könnten schon bald aus der Nische herauswachsen.