Mehr innerstädtischer Wohnraum mit Holzaufstockung

Technik, 03.06.25
Claudia Stieglecker
Ein Konsortium mit Beteiligung der TU Graz hat technische Methoden entwickelt, um bestehende Gründerzeitgebäude mittels modularer Holzkonstruktionen auf nachhaltige Weise aufzustocken.

Das Vermeiden von weiterer Bodenversiegelung und der gleichzeitig steigende Bedarf an innerstädtischem Wohnraum lassen sich nur schwer unter einen Hut bringen. Im Projekt „HOT – Holz-on-Top“ wurden Methoden entwickelt, mit denen genau das mittels nachhaltiger Baumaterialien gelingt. Mittels modularisierten Holzbaus wird eine Nachverdichtung von Gründerzeitgebäuden möglich, ohne den ursprünglichen Charakter der Gebäude zu beeinträchtigen.

NACHVERDICHTUNGSKONZEPT

Damit die Maßnahmen auch die entsprechenden Anforderungen erfüllen, wurde der derzeitige Bestand erhoben – dafür wurden 45 Dachtragwerke von Gründerzeitgebäuden in Graz besichtigt und deren baulicher Zustand evaluiert. Dabei zeigte sich, dass bei über 80 Prozent in den nächsten fünf Jahren Instandsetzungbedarf besteht. Für erhaltenswerte Dachtragwerke sehen die Forschenden spezielle Maßnahmen vor, für nicht erhaltenswerte Dachtragwerke wurde ein Nachverdichtungskonzept entwickelt, mit dem – unter Beibehalt der gegenwärtigen Dachform – der Bestand um bis zu zwei Geschosse nachverdichtet werden kann und dabei den Anforderungen der Schutzzonen entspricht.

GEBÄUDETECHNIKKONZEPT

Zentrale Punkte für ein darauf aufbauendes, möglichst breit anwendbares modulares Gebäudetechnikkonzept waren neben einem geringen Eingriff in den Bestand ein möglichst hoher Vorfertigungsgrad und eine damit verbundene kurze Baustellendauer. Das Team entwickelte einen bauphysikalischen Leitdetailkatalog: Die Basis für die Aufstockung ist ein mit Brettsperrholz abgedeckter Stahlbeton-Trägerrost. Das neue Dachtragwerk bildet ein neuartiger Faltwerkträger, bei dem es sich um einen dreiecksförmigen Brettsperrholzträger handelt. Der Grundriss ist flexibel gestaltbar, die Konstruktionen sind einerseits resilient, andererseits unkompliziert zu überprüfen und reparieren.

ANWENDBARKEIT

Die Integration der Gebäudetechnik ist flexibel gestaltet, die Varianten reichen von einer minimalen bis zu einer umfassenden Ausstattung. Die Längen der wasserführenden Leitungen ist möglichst kurz gehalten und die Leitungsführung verläuft zentral, womit die vorgefertigten, modularen Gebäudeteile besser integriert werden können und zugänglich bleiben. Um das Thema Heizen nachhaltig zu lösen, sieht die Planung für die Nachverdichtung Luft-Wasser-Wärmepumpen vor. Das Konzept sei auf 85 Prozent der Dachstühle anwendbar, so die TU Graz.