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Holzhybrid fürs Büro

Wenn die Sonne brennt, kühlen Stadtbäume die Umgebung, indem sie Wasser über ihre Blätter verdunsten. Angesichts der zu erwartenden Zunahme von Hitzewellen, wie Klimamodelle vorhersagen, tragen sie entscheidend dazu bei, Städte lebenswert zu halten. Bäume stoßen jedoch irgendwann an ihre Grenzen: Steigen die Blatttemperaturen über 30 bis 35 °C, funktioniert die Fotosynthese nicht mehr – die Blattporen schließen sich, um Wasserverlust zu vermeiden.
Ein Forschungsteam hat nun gezielt untersucht, wie sich Platanen unter extremen Bedingungen verhalten – mit überraschendem Ergebnis: Die Bäume verdunsteten auch bei Temperaturen über 39 °C weiterhin viel mehr Wasser als erwartet und kühlten so effektiv die Umgebung. Das Team hatte im Frühjahr 2023 Messgeräte an acht Platanen im Genfer Vorort Lancy installiert. Die Sensoren erfassten den Saftfluss in den Stämmen, der Rückschlüsse auf die verdunstete Wassermenge und damit die Kühlleistung erlaubt. Ausgerechnet in jenem Sommer erlebte Genf zwei Hitzewellen mit Rekordtemperaturen bis fast 40 °C.
Anders als erwartet stellten die Bäume ihren Wasserfluss nicht ein, im Gegenteil: Mit zunehmender Hitze nahm er sogar noch zu, obwohl die Luft gleichzeitig extrem trocken war. Die Forschenden vermuten, dass unter anderem tiefliegende Wasserreserven im Boden den Platanen halfen. Das Ausmaß des Wasserflusses war überraschend und wirft wichtige Fragen auf: Wenn Bäume anders auf Hitze reagieren als bislang gedacht, sind auch die Prognosen zu ihrem Kühleffekt ungenau – und die Modelle, mit denen sich die zukünftige Hitzeverteilung in Städten vorhersagen lässt, wären unzuverlässig.
Der nächste wichtige Schritt für die Forschung ist nun herauszufinden, wie effektiv auch andere Baumarten unter extremer Hitze transpirieren. Das würde ermöglichen, Empfehlungen zu entwickeln, welche Arten nicht nur mit Luftverschmutzung und Streusalz, sondern auch mit großer Hitze zurechtkommen.