Wohnen auf der Garage: Aufstockungen mit Holz

Technik, 12.07.24
Thomas Duschlbauer
Fotodokumentation: Am Beispiel der Aufstockung von Garagen zeigt sich, dass bei der urbanen Verdichtung noch viel Potenzial vorhanden ist – insbesondere für den Holzbau.

Im Karlsruher Stadtteil Rintheim wurden in einer Siedlung aus den 1950er- und 1970er-Jahren drei bestehende Garagen aufgestockt. Mit diesem Projekt hat Falk Schneemann Architektur gemeinsam mit dem Auftraggeber Volkswohnung GmbH und wh-p Ingenieure Pionier­arbeit geleistet: Geht es doch um die erfolgreiche Verdichtung in einer bestehenden Bebauung, die Nutzung vorhandener Infrastruktur ohne zusätzliche Flächen­­ver­siegelung und den Einsatz von kreislaufgerechten, demontierbaren Bauweisen.

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„Das Kritische sind oft die Funda­mente, und häufig existieren keine Aufzeichnungen mehr von früher.“ – Falk Schneemann

Jedes Projekt ist prototypisch

Auch in Österreich wurden in der Nachkriegszeit eine Fülle an Wohnprojekten derart gestaltet, dass es in den Siedlungen heute eine Vielzahl exponierter Garagen gibt. Auch sie wären potenziell für Aufstockungen bzw. Verdichtungen geeignet. „Wie in meinem Projekt zu sehen ist, muss man jeden Einzelfall genau prüfen bzw. sich die Tragwerke genau ansehen. Denn das Kritische sind oft die Fundamente, und häufig existieren keine Aufzeichnungen mehr von früher“, so der Architekt Falk Schneemann. Für ihn liegt eine weitere Herausforderung auch im Baurecht begründet, welches in jedem Land anders ist. „Das ist ein kritischer Faktor und in mehreren Fällen ist die Aufstockung daran gescheitert, dass Garagen als solche bezeichnet wurden und nicht als neutrale Gebäude. Daher kam es auch zum Konflikt mit dem Bebauungsplan. In Deutschland ist es auch so, dass Garagen an die Grundstücksgrenzen gebaut werden dürfen, was bei der Aufstockung zum Problem werden kann“, erklärt der Architekt mögliche Gründe für das Scheitern eines solchen Projektes.

Die Produktion der Holzelemente:

Ein Fall für den Holzbau

Die Dämmung hingegen ist bei diesen Aufstockungen kaum ein Thema. Durch die Konstruktion in Holzständerbauweise ergibt sich wie bei einem Tiny House eine relativ große Füllfläche. „Allgemein ist es natürlich so, dass in dieser Hinsicht ein großes würfelförmiges Haus besser ist als eine kleinteilige Bebauung“, so Falk Schneemann, für den aufgrund der Statik bei solchen Aufstockungen eine Holzbaukonstruktion auf der Hand liegt. „Auch Stahlbau wäre machbar, aber bei kleinen Wohnhäusern nicht ganz das Richtige“, fügt er hinzu.

Montage auf der Baustelle:

Ästhetische Aufwertung

Abgesehen davon, dass Bauland immer knapper wird und schon alleine aus Gründen des Klimaschutzes jede weitere Versiegelung von Boden genau überlegt werden sollte, bringen Aufstockungen wie diese auch ästhetisch frische Impulse. Für viele Nachkriegssiedlungen kämen diese baulichen Interventionen auch einer Aufwertung gleich. „Solche Konzepte haben durchaus eine gestalterische Botschaft“, so Falk Schneemann, der darauf verweist, dass man den Garagen durch solche Projekte einen Mehrwert abgewinnen kann. Obwohl kleinere Einheiten teurer sind als große, ist auch hinsichtlich der Kosten in einer Gesamtbetrachtung eine Aufstockung interessant, zumal das Grundstück ja bereits vorhanden ist.

Architekturpläne:

Die fertigen Garagenaufstockungen: