Autark mit Holzlaminat in Mexico

Architektur, 14.07.23
Laura Hafeneder
Inmitten des Naturschutzgebiets El Peñón, nördlich von Mexiko City, befindet sich die auf Stelzen errichtete Erholungsoase Casa Encinos, die ein Spiel zwischen Innenraum und Umland ermöglicht. Casa Encinos wird zum Teil der Landschaft, ohne diese zu beeinträchtigen.

Das 2022 fertiggestellte Privatheim in Mexico, geplant von den Architektinnen Claudia Rodríguez und Rozana Montiel, zeigt sich durch eine würfelähnliche Struktur, die im Einklang mit der umliegenden Natur lebt. In der Hanglage des Eichenwaldes wurde das Familienhaus in Waldlichtungen errichtet, um die natürliche Umgebung nicht zu beeinträchtigen. Die nichtlineare Bauweise ermöglicht Bewohner:innen das Heim, wie auch Umland, spielerisch zu entdecken. „Die Grundidee war, eine Art Baumhaus aus laminiertem Holz zu gestalten. In Zusammenarbeit mit der Firma Mic Mac aus Mexico haben wir ein nachhaltiges und zertifiziertes Holzlaminat-Bausystem entwickelt, das nicht nur isolierend ist, sondern auch Installationen in Wände integrieren kann“, gibt Architektin Rozana Montiel preis. Terrassen und Schiebetüren schaffen flexible Räume, die sich leicht in Innen- oder Außenräume verwandeln und so werden Hänge und Waldlichtungen mit Küche und Badezimmer vereint. Die Frage stellt sich: Wo beginnt und endet das Casa Encinos?

Die Ressourcen des Waldes

Das knapp 330 m2 ebenerdige Haus besteht im Kern aus einem Rahmen aus Stahlträgern inklusive Holzstützen. Die Wände, wie auch die Böden, bestehen aus Holzdielen. Die Verwendung von Eichen-Schichtholz macht sich ästhetisch, wie auch funktional, bezahlt. In den Innenräumen wurden laminierte Holz- und Stuckwände inklusive Wärmedämmung errichtet. Kieferholzbretter tragen die Außenwände und eingebaute Fenster, bestehend aus Aluminium, verstärkt mit doppeltem Glas, geben ein stilistisches Finish. Soweit, so gut, doch wo lagen die Schwierigkeiten beim Bau des Objekts? „Eine Herausforderung bestand auf jeden Fall darin, das von uns eingesetzte Brettschichtholz-Konstruktionssystem zu verstehen. Deshalb haben wir in der Werkstatt Tests durchgeführt, um Verständnis zu generieren.“, fährt Montiel weiter fort. Zudem war der Kontext des Ortes von grundlegender Bedeutung für die Entwicklung des Projekts. Vor Ort waren zahlreiche Anpassungen und Änderungen erforderlich, um den unmittelbaren Gegebenheiten des Geländes, wie der vorhandenen Vegetation, den Hängen und der Aussicht, gerecht zu werden. Das wichtigste: Der sensible und natürliche Zugang zur Natur und nach Fertigstellung auch zum Haus.

Der Wert des Wassers

Ganz im Sinne der weltweiten Wasserknappheit setzt das Reservat auf eine autarke, nachhaltige Planung der Wasserspeicherung. Regenwasser soll über ein System von Wegen und Gräben das Wasser auffangen und zu einer Reihe von natürlichen Gewässern, Jagüeyes genannt, weiterleiten. Diese Wasserreservoire decken 30 % des jährlichen Wasserverbrauchs der Häuser der Umgebung ab. Die restlichen 70 % des Wassers werden durch ein eigenes System zur Sammlung und Speicherung von Regenwasser zur Verfügung gestellt: Das Regenwasser wird auf den Dächern gesammelt, gefiltert und in die Zisternen geleitet. Im Zuge dessen wird das gesammelte Wasser in die Nassbereiche des Hauses geleitet. Alle Abwässer werden einer Kläranlage zugeführt, die eine kleine Zisterne für die Bewässerung speist. Der Rest des Abwassers wird in den Boden infiltriert oder über Tröpfchenbewässerung verteilt.

Autarkes Leben

Nicht nur die Wasserversorgung wird im Naturschutzgebiet autark geregelt. Auch die Energieerzeugung des Wohnhauses funktioniert über Photovoltaikanlagen, die auf dem Dach installiert wurde. Durch Querlüftung und natürliches Tageslicht entsteht ein Mikroklima, das die Temperatur im gesamten Wohnbereich kühl und angenehm hält. Die umgebende Natur ermöglicht den Eigenanbau von Obst sowie Gemüse und eröffnet die eigene Erzeugung von Nahrungsmitteln. Es entspricht dem Prinzip der Nachhaltigkeit sowohl auf Makro- als auch Mikroebene. Das Haus beinhaltet auf circa 9.500 m2 Waldwege, einen Spielplatz sowie einen Obstgarten und erzeugt dank des laminierten Eichenholzes einen minimalen Kohlenstoff-Fußabdruck.

Fotos: Sandra Pereznieto