Dachausbau aus Holz verdichtet Städte nachhaltig
Die Attraktivität urbaner Räume ist ungebrochen. Die Jobchancen sind größer, in der Freizeit locken kulturelle Angebote und durch den öffentlichen Nahverkehr sind die Wege kurz. Nur in puncto Wohnungsmarkt sieht die Lage oft schwierig aus – besonders in Großstädten wie Wien braucht es leistbaren Wohnraum.
Schneller Dachausbau mit Fertigbauelementen
Eine Lösung liegt in der Nachverdichtung durch den Ausbau von Dächern mit Holz. Ein Beispiel dafür ist die Aufstockung des Dachgeschosses „Paradiesvogel“ in Wien, das von der baukult ZT GmbH geplant und durch Kulmer Holz-Leimbau GesmbH realisiert wurde. Regina Lettner, seit 2005 selbstständige Architektin und Geschäftsführerin der baukult ZT GmbH sowie Mitglied des Fachbeirats des HOLZMAGAZINS, widmet sich seit einigen Jahren vermehrt dem Thema Holzbau und sieht vor allem in Fertigbauelementen eine vielversprechende Lösung, die besonders im Dachausbau zahlreiche Vorteile bietet: „Holz ist der ideale Baustoff für den Vorbau. Er ist sofort belastbar und benötigt keine Trocknungszeit. Dies macht Fertigbauelemente insbesondere für den Bestandsaufbau interessant, da das Bauvorhaben dadurch deutlich schneller realisiert werden kann“, sagt sie.
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Bei der Verwendung von Fertigbauelementen sollten jedoch zwei Aspekte beachtet werden. Einerseits ist die Planung in der Regel etwas aufwendiger, da Genauigkeit essenziell für das problemlose Gelingen des Bauvorhabens ist. Andererseits ist zu berücksichtigen, dass Fertigbauelemente teurer sind als konventionell errichtete Gebäude. Regina Lettner räumt aber ein, sich von den Kosten für Fertigbauelemente nicht abschrecken zu lassen. Diese würden sich am Ende ausgleichen, da der Bau viel schneller voranschreite. Dies spare Arbeitskraft, Zeit und Geld.
Holzbau wird gefördert
Generell werde noch viel zu wenig nachverdichtet, so Lettner. Hohe Kosten und schwierige Bedingungen für die Baustellenlogistik in den Städten lassen Bauherr:innen und Architekt:innen oftmals noch zögern. Vor diesem Hintergrund unterstützt das Österreichische Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft im Wohnbau und im öffentlichen Bau den Neu- und Ausbau in Holzbauweise mit einem Förderprogramm. Bauvorhaben im Wohnbau, im öffentlichen Bau oder im Infrastrukturbereich in Holzbauweise werden mit bis zu 50 % gefördert. Für die aktuelle Ausschreibung – den 6. Call des CO2–Bonus – hat das Bundesministerium die Kriterien angepasst. Gefördert werden Nachverdichtungsprojekte, bei denen der Zu- und Ausbau in Holzbauweise erfolgt und Wohngebäude mit mindestens 200 m² zusätzlicher Nettogrundfläche und mindestens drei zusätzlichen Wohneinheiten entstehen. Die Mindestgrößen für öffentliche Bauten und Neubauten in mehrgeschossiger Holzbauweise wurden reduziert. Einreichungen beim aktuellen Call sind bis 29.11.2024 möglich. Die maximale Fördersumme beträgt 400.000 €. Die Finanzierung der Projekte erfolgt aus dem im Jahr 2020 -beschlossenen Waldfonds, der im Jahr 2023 auf ein Gesamtvolumen von 450 Mio. € aufgestockt wurde.
BEST PRACTICE
In vier Wochen zum Paradiesvogel
Ein Aufstockungs-Vorzeigeprojekt steht seit 2019 in Wien: Mit einer Kombination aus Stahl, Holz und Kielsteg-Bauelementen realisierte Kulmer Holz-Leimbau GesmbH den Dachausbau „Paradiesvogel“ in einem Zeitraum von rund vier Wochen. „Der optimierte Materialeinsatz schaffte ein exzellentes Verhältnis von Eigengewicht zur Tragfähigkeit. Material wurde gezielt da eingesetzt, wo es statisch notwendig war“, sagt der Leiter der Holzbau-Abteilung Christian Liebminger. Durch die Kombination der leistungsstarken Holzbaustoffe sei die Tragstruktur des Baukörpers realisierbar gewesen. „Insbesondere durch den Wunsch der Architektur und Bauherrschaft, die Tragstruktur als sichtbare Oberflächen im Inneren zu belassen, wurde das Projekt zu dem, was es ist.“ Ein Paradies(vogel) eben.