Architektur
Kita „Jona und der Wal“ von D:4 Architektur

Alt und Neu lassen sich selten so klar voneinander unterscheiden wie im Heimatmuseum Bezau. Seit 1920 befindet sich das Museum in einem originalen Bregenzerwälder Bauernhaus aus dem 18. Jahrhundert. Mit der Erweiterung im Jahr 2024 erhielt das Museum einen innovativen Holzbau, der zusätzliche Räumlichkeiten schafft und den Betrieb erweitert. Besonders bemerkenswert ist der gelungene Kontrast zwischen dem historischen Bestand und dem zeitgemäßen Neubau – ein moderner Akzent, der das historische Gebäude auf beeindruckende Weise ergänzt. „Es war uns wichtig, den historischen Bestand zu respektieren und gleichzeitig diesen zeitgemäß zu interpretieren“, erklärt Architekt Markus Innauer vom verantwortlichen Büro.
Die traditionelle Ordnung des Bregenzerwälderhauses mit Vorder- und Hinterhaus hat das Projektteam durch den Erweiterungsbau wiederhergestellt – ein Statement, das die lokale Geschichte des Bregenzerwaldes aufgreift und in eine moderne Sprache übersetzt. Der Baustoff Holz darf bei dieser Neuinterpretation keinesfalls fehlen.
»Das Bauen im Bestand zeigt, dass bewährte Strukturen zukunftsfähig sein können. « Sven Matt, Innauer matt Architekten
Der Neubau des Museums Bezau ist auch eine Hommage an die reiche Holzbau-Tradition der Region. „Holz war die logische Wahl – es ist lokal verfügbar, nachhaltig, und Wald ist einfach Teil des Lebens- und Arbeitsraums Bregenzerwald“, sagt Markus Innauer. Eine sichtbare Massivholzdecke, weiß gekalkte Wandtäfer aus heimischem Fichtenholz und robuste Riemenböden prägen das Innenleben. Die Möbel aus massivem Eschenholz haben lokale Tischlereien gefertigt und verleihen den Räumen eine zeitlose Eleganz. Der Neubau basiert auf einem konstruktiven Holzbau, das Untergeschoss ist ein vollständiger Massivbau. Die Dämmung mit Holzfasermaterialien und dreifach verglaste Fichtenholzfenster sorgen für ein energieeffizientes und wohngesundes Raumklima. „Die sägerauen Oberflächen der Fassade und Böden bringen die Natürlichkeit des Materials besonders zur Geltung“, erklärt Sven Matt. Durch die Kombination traditioneller Handwerkskunst und moderner Fertigungstechniken entsteht ein Bau, der die regionale Baukultur in die Zukunft trägt.
Die neuen Räume bieten auf drei Ebenen eine klare und gut proportionierte Struktur, die vielseitige Nutzungsmöglichkeiten erlaubt. Wechselnde Ausstellungen, kleine Veranstaltungen und ein moderner Empfangsbereich finden hier Platz. „Die Kombination aus variierenden Raumhöhen und diffusem Tageslichteinfall schaffen einen erlebbaren Übergang zwischen Alt und Neu“, sagt Sven Matt. Zwischen hell und dunkel, hoch und niedrig sowie eng und weit entsteht eine dynamische Raumerfahrung. Auch im Bauprozess setzte das Projektteam auf Tradition und Moderne. Moderne Fertigungstechniken ergänzten reine Holzverbindungen. Dies ermöglichte eine effiziente und ressourcenschonende Umsetzung, die dem Neubau eine klare und eigenständige Handschrift verleiht.
Nachhaltigkeit war somit jedenfalls ein seriöser Ansatz des Projekts. Von der Verwendung heimischer Hölzer über den Einsatz natürlicher Dämmmaterialien bis hin zu Low-Tech-Lösungen wie natürlicher Fensterlüftung und Tageslichtnutzung spiegelt das Museum ökologische Verantwortung wider. „Das Bauen im Bestand zeigt, dass bewährte Strukturen zukunftsfähig sein können“, sagt Sven Matt. Auch die soziale Komponente spielte eine wichtige Rolle: Zahlreiche Handwerksbetriebe aus Bezau und den Nachbargemeinden waren am Bau beteiligt. So bleibt die Wertschöpfung in der Region und stärkt die lokale Gemeinschaft. Ästhetisch, ökologisch, sozial – es sind diese drei Elemente, die dem Museum Bezau das Prädikat vorbildhaft verleihen. „Wir wollten einen Ort schaffen, der die lokale Geschichte nicht nur bewahrt, sondern lebendig hält“, sagt Markus Innauer. Dieses Vorhaben ist gelungen.