Architektur
Kita „Jona und der Wal“ von D:4 Architektur

Windkraft Simonsfeld wurde 1996 gegründet und wächst seitdem stetig. Fast 30 Jahre später, als fixer Bestandteil der österreichischen grünen Energieversorgung, wurde der Ausbau der Firmenzentrale in Ernstbrunn aufgrund des starken Wachstums der letzten Jahrzehnte notwendig. Das vor 10 Jahren vom Architekturbüro Reinberg geplante Bestandsgebäude wurde von juri troy architects durch einen Holz-Lehm-Bau erweitert. Der zweigeschossige Baukörper erstreckt sich entlang der Straßenseite und dockt an zwei Punkten an den Bestand an. Damit bildet der Neubau einen Rahmen um den zentral gelegenen, neuen Innenhof, der als Kommunikations- und Begegnungszone Alt- und Neubau aufwertet.
„Das Gebäude „umarmt“ das Bestandsgebäude und schafft dadurch einen attraktiven Zwischenbereich. Die neue Kubatur greift möglichst wenig in die bestehende Struktur ein, ergänzt diese jedoch harmonisch und integriert sie in ein neues Gesamtkonzept“, erklärt Juri Troy den Entwurfsansatz.
»Das Gebäude ›umarmt‹ das Bestandsgebäude und schafft dadurch einen attraktiven Zwischenbereich. Durch dieses Gegenüber entsteht ein Dialog zwischen Neubau und Bestand.« Juri Troy, juri troy architects
Gemäß dem Leitsatz der Firma „Wir bauen für die Zukunft“ sollte ein nachhaltiges Projekt entwickelt werden, das nachwachsende Rohstoffe sowie ein ressourcenschonendes Gebäudekonzept vorsieht. Die Verwendung von Holz als ökologisches Konstruktionsmaterial war die logische Konsequenz und hat Zeit im Projektablauf gespart. Der Neubau wurde als Holzskelettbau konzipiert, um künftig unterschiedliche Raumkonfigurationen zu ermöglichen. Massive CLT-Kerne übernehmen die Aussteifung und beinhalten den Großteil der Gebäudetechnik. Sie werden von Stampflehm ummantelt, der die Schwäche der geringen thermischen Masse des Holzbaus ausgleichen kann und die Feuchtigkeitsregulierung des Innenraumklimas übernimmt.
„Im Sinne der Nachhaltigkeit wollten wir den Aushublehm als thermische Maße zum Heizen bzw. Kühlen in Form von Stampflehmwänden ins Gebäude holen. Die richtigen Partner in der Umsetzung zu finden, war durchaus herausfordernd, da nur sehr wenige Unternehmen solche Leistungen anbieten, insbesondere wenn es darum geht, den eigenen Lehm direkt vor Ort wieder einzubauen“, erzählt Juri Troy. Auch der Stahlanteil der Verbindungsmittel sollte reduziert werden. Daher entschied man sich für durchlaufende Stützen und klassische Zimmermannsverbindungen wie Schwalbenschwanz zwischen den Trägern. Das Energiekonzept beruht auf elf zusätzlichen Tiefenbohrungen zum Bestand, durch die das Gebäude mittels Erdwärmepumpen geheizt und gekühlt wird. Die thermisch aktivierten Stampflehmkerne und eine flächendeckende Fußbodenheizung geben die Kühl- oder Heizenergie an den Raum ab. „Da alle personenintensiven Funktionen direkt an den Lehmkernen untergebracht sind, konnte so durch die zusätzlichen Wandflächen auf eine Klimatisierung der Räume verzichtet werden.“ Zusätzlich ist die Dachfläche zur Gänze mit Photovoltaikmodulen bedeckt, die den elektrischen Energiebedarf für den Betrieb des Gebäudes decken. Das Gebäude wies
bereits in der Errichtungsphase eine positive CO2-Bilanz auf und wurde mit der Höchstbewertung von 1000/1000 Punkten nach dem Klimaaktiv-Gold-Standard zertifiziert.
Organisatorisch gliedert sich der neue Zubau im Erdgeschoss in die öffentlichen Funktionen wie Empfang, Mensa, Küche und Veranstaltungsraum. Das differenzierte Raumkonzept ermöglicht flexible Nutzungsmöglichkeiten.
Im Obergeschoss gruppieren sich Büros und Besprechungsräume rund um das Atrium. Ein großzügiger Kommunikationsbereich mit vorgelagerter Loggia fördert die Gemeinschaft und den Austausch der Benutzer:innen. „Die Freiflächen, die direkt an das Gebäude angrenzen, bieten sich für Freizeitaktivitäten an. Auch der Veranstaltungssaal ist teilbar und wird beispielsweise für wöchentliche Yogaeinheiten oder andere Aktivitäten verwendet“, erklärt Juri Troy das soziale Konzept.
Die konstruktive Zusammenarbeit mit der ausführenden Holzbaufirma Strobl sorgte durch sorgfältige 3D-Planung und Professionalität für allgemeine Zufriedenheit. „Bereits vor der offiziellen Übergabe waren die Mitarbeiter:innen oft in den neuen Räumlichkeiten und fühlten sich sichtlich wohl.“