Hello im Festiwald!

Architektur, 01.02.24
Thomas Duschlbauer
Was 2010 als Kunstcamp für Architektur- und Design­studenten in Budapest begann, hat sich zu einer einzigartigen Chance für angehende Talente entwickelt.

Mehr als 20 Universitäten und Vertreter aus 30 Ländern beteiligen sich mittlerweile am Festival Hello Wood in Ungarn, um nachhaltige und reproduzierbare Modelle für soziale Vorteile und die Verbesserung der Lebensqualität durch Architektur und Design zu finden. Dávid Ráday, Co-Gründer von Hello Wood, und Projektleiter Kristóf Tóth erzählen im Interview von ihren Erfahrungen.

Warum sind Festivals wie dieses für junge Architekt:innen wichtig?

Dávid Ráday: Architekturfestivals wie Hello Wood bieten die Möglichkeit, das Bauen im Maßstab 1:1 zu erleben, was in den Lehrplänen der Universitäten oft fehlt. Die Teilnehmer:innen kommen direkt mit den Materialien, Zimmermannswerkzeugen, Bautechniken und anderen Themen im Zusammenhang mit dem Bauwesen in Berührung. Es ergänzt die traditionelle Ausbildung und dient als alternative Lernmethode. Neben den Hard Skills sind auch Soft Skills, insbesondere die Arbeit im Team, wichtiger Bestandteil dieser Programme. Die Teilnehmer:innen meistern gemeinsam Herausforderungen, lernen ihre Rolle im Team kennen und bewältigen Probleme im Bauprozess. Da Büros und Ateliers in der Branche zusammenarbeiten, ist es für junge Architekt:innen von großem Vorteil, bereits vor dem Eintritt in den Arbeitsmarkt Erfahrungen mit Teamarbeit sowie Managementfähigkeiten zu sammeln. Unser Ziel ist es, den Bauprozess als Plattform für Diskussionen, Innovationen und den Austausch von Wissen zu fördern. Hello Wood ist eine zutiefst demokratische Möglichkeit, verschiedene Generationen, Designer:innen und Künstler:innen mit unterschiedlichen kulturellen, akademischen und beruflichen Hintergründen zu verbinden.

Kristóf Tóth: Unsere Methode lenkt die Aufmerksamkeit auch auf die Bedeutung von kleinen Interventionen, Mikrointerventionen, und „weicher“ Architektur. Nicht alle Karrieren müssen in Sitzungssälen enden. Sowohl als Anfänger:in als natürlich auch im Laufe der gesamten Karriere kann man wichtige und wertvolle Erfahrungen in sozialen Architekturprojekten, Festivalinstallationen usw. sammeln, und dafür braucht man genau diese Art von Bauherrenhaltung.

Wie wird bei diesem Festival Wissen geteilt?

KT: Das Hello-Wood-Festival lehrt uns, mit unseren Händen zu denken und durch Erfahrung zu lernen. Das bedeutet, dass die Teilnehmer:innen nicht hinter Computerbildschirmen sitzen, sondern vor Ort Bauentscheidungen treffen, die eine Art von Kreativität erfordern, an die man sich gewöhnt, wenn man in den Fluss der Verwendung von Werkzeugen und Materialien kommt. Die Mitarbeiter:innen von Hello Wood bieten während der gesamten Sommerschule fachliche und technische Unterstützung: Nach einer Sicherheits- und Werkzeugeinführung helfen unsere Teammitglieder bei der sicheren Verwendung von Tischlerwerkzeugen oder schlagen bei Bedarf vor Ort Lösungen für das Design vor und geben beispielsweise Ratschläge zu Verbindungen.

DR: Wie bereits erwähnt, geht es beim Hello-Wood-Festival allerdings nicht nur um physikalisches Wissen. Im Laufe der Tage lädt Hello Wood Architekt:innen, Designer:innen und Praktiker:innen dazu ein, Grundsatzreferate zu halten und über ihre eigene Praxis zu diskutieren. Bei der Ausgabe 2023, dem Builder Summit, haben wir unter anderem den weltberühmten Industriedesigner Karim Rashid, den französischen Architekten Arthur Mamou-Mani, der vor allem für seine Burning-Man-Tempel und parametrischen Designs bekannt ist, den Mitbegründer von Numen / For Use, Nikola Radeljković, und Dagur Eggertsson von Rintala-Eggertsson begrüßt. Nicht zuletzt ist es wichtig, zu sagen, dass der Wissensaustausch nicht nur in eine Richtung geht. Unser Team hört den Teilnehmenden ständig zu, führt eine Kommunikation in beide Richtungen und lernt selbst dazu.

Was brauchen junge Leute in der Branche, um stärkere internationale Netzwerke aufzubauen, Wissen zu generieren, Erfahrungen zu sammeln, in der Branche Fuß zu fassen?

KT: Es ist wichtig, kritisch zu sein, Fragen zu stellen, die man vielleicht als schwierig empfindet – nur so kann man Fortschritte machen. Wir bei Hello Wood sind Design- und Architekturfanatiker:innen. Wir suchen rund um die Uhr nach Ideen, Inspiration, Pro- und Kontra-Argumenten. Dieser Eifer hat zu den Fortschritten geführt, die wir als Architekturbüro in den letzten zehn Jahren gemacht haben, und das ist unser Rat an die Jugendlichen, die in dieser Branche arbeiten wollen.