Branche
Keine Erholung für die Bäume

Um die Auswirkungen der Holzernte auf den Wasserhaushalt besser zu verstehen, haben Forschende der Universität für Bodenkultur Wien BOKU und des Bundesforschungszentrums für Wald BFW Feldversuche durchgeführt. Sie verglichen drei verschiedene Holzerntesystem: Einerseits Harvester und Forwarder, andererseits Harvester und Forwarder mit Bändern, die über die Räder der Maschinen gezogen werden und ähnlich wie Ketten an einem Bagger die Auflagefläche vergrößern, wodurch der Schlupf und der Druck auf den Boden verringert werden sollen. Außerdem wurde das System mit Seilgerät und motormanuellem Fällen untersucht, das vor allem im Gebirge in unwegsamem Gelände eingesetzt wird und besonders bodenschonend ist.
Die Versuchsfläche in der Flyschzone des Wienerwalds zeichnet sich durch Böden aus, die unter schweren Maschinen besonders leicht verdichtet werden. Durch die Verdichtung ändern sich viele wichtige Bodeneigenschaften, unter anderem die Wasseraufnahme und -abgabe des Bodens. Kann das Wasser während eines Regens nur noch teilweise versickern, steigt das Risiko für Hochwasser und im Waldboden verbleibt weniger Wasser für Pflanzen und Bodenlebewesen.
Mit Starkregenexperimenten wurde untersucht, wie viel Wasser vom Boden aufgenommen wird beziehungsweise wie viel direkt an der Oberfläche abrinnt – der Oberflächenabfluss wird direkt in Vorfluter weitergeleitet und kann daher Hochwasserspitzen verstärken. Der ungestörte Waldboden, aber auch der Waldboden unter Seilgerät-Trassen, konnte im Experiment das gesamte Wasser aufnehmen. In den Fahrwegen der beiden Harvester-Forwarder-Varianten flossen hingegen mehr als 60 Prozent des Wassers direkt ab: das bedeutet, dass deutlich weniger Wasser im Waldboden aufgenommen und gespeichert werden kann.
Insgesamt haben alle Holzerntesysteme den Anteil der großen Poren im Boden, die für die schnelle Einsickerung und Verteilung von Wasser wichtig sind, verringert. Der negative Effekt des Seilgeräts war dabei mit Abstand am geringsten, die Bänder an den Maschinen waren dabei nur minimal bodenschonender als die Variante ohne Bänder, heißt es weiter. Die Ergebnisse zeigten, dass die befahrene Fläche möglichst klein gehalten werden sollte. Außerdem sollten die Bodenbedingungen beachtet werden – nasser Boden sei gegenüber Befahrung empfindlicher als trockener oder gefrorener Boden. Bei Nässe sollte auf empfindlichen Böden entweder der Ernteeinsatz verschoben oder mit einem Seilgerät geerntet werden, um den Boden zu schützen und langfristige Schäden zu verhindern, so die BOKU.