Holzhybrid statt Erdapfel

Architektur, 13.05.24
Claudia Stieglecker
Wo einst zu ebener Erde Kartoffeln kultiviert wurden, entsteht nun in Wien-Donaustadt ein Wohnquartier mit 360 geförderten Mietwohnungen.

Die rotschalige Erdäpfelsorte „Rote Emma“ ist Namensgeber für das Projekt, das bis April 2026 fertiggestellt sein soll. Nicht nur der Name, auch das Konzept des Wohnquartiers will dabei die regionale und soziale Verwurzelung in den Fokus rücken. Gebaut werde „umweltsensibel, naturverbunden und geerdet“, informiert die BWS-Gruppe, die den Holzhybrid-Bau gemeinsam mit der Wohnungsgesellschaft Migra im Zentrum Kagrans errichtet.

FREIFLÄCHENBEZUG

Die Ein- bis Vier-Zimmer-Wohnungen des Komplexes verfügen über kompakte Grundrisse zwischen 35 und 89 Quadratmetern. Die Balkone in der „Roten Emma“ werden als vollwertige grüne Räume im Freien ausgebaut, die die eigenen vier Wände durch Windschutzwand und Pflanztrog in den Außenbereich verlängern. Im Erdgeschoss des Komplexes können barrierefreie Einheiten genutzt werden, zusätzlich zu öffentlichen Einrichtungen wie der lokalen Volkshochschule, einem Kindergarten, einem Veranstaltungszentrum oder einem Blumen- und Lebensmittelgeschäft beherbergt die durchgängig mit einer Geschosshöhe von vier Metern ausgeführte Sockelzone für die Bewohner:innen gemeinschaftlich nutzbare Räume mit Waschgelegenheit und Freiflächenbezug. Jede Etage der Baukörper verfügt laut ARGE Gerner Gerner Plus AllesWirdGut außerdem über einen kollektiv nutzbaren Multifunktionsraum sowie über einen separat anmietbaren Coworking Space.

DACHLANDSCHAFT

Geheizt und gekühlt wird umweltfreundlich: So genanntes Freecooling nutzt das Grundwasser aus den Brunnen und kühlt damit die Wohnungen in den Sommermonaten über eine thermische Bauteilaktivierung der Decken. Ein Change-Over-System wechselt in den Wintermonaten von der Kühlung auf die Beheizung. Photovoltaik-Anlagen auf dem Dach und den Pergolen sollen künftig grünen Strom für die Allgemeinflächen erzeugen, gleichzeitig entstehen witterungsgeschützte Rückzugsorte auf dem Dachgarten. Hier soll es auch die Möglichkeit geben, zu gärtnern und Obst und Gemüse anzubauen – vielleicht wächst so auch bald wieder die Rote Emma in Wien Donaustadt.