Holzwelle für Klimazentrum Dänemark

Architektur, 14.07.23
Helena Zottmann
Das internationale Klimazentrum Dänemarks, das Klimatorium, bekam ein neues Zuhause. Es erzählt die Geschichte des Klimas im Inneren und an der Gebäudehülle.

Steigende Meeresspiegel und Temperaturen, veränderte Jahreszeiten, erhöhte Risiken für Extremwetterereignisse: Mit diesen neuen Rahmenbedingungen müssen Menschen umgehen lernen. Im Klimatorium, dem internationalen Klimazentrum Dänemarks, werden Lösungen für die bevorstehenden Probleme erforscht und die Erkenntnisse auf der öffentlich zugänglichen Ausstellungsfläche im Haus direkt vermittelt. Dafür wurde 2020 in Lemvig, einer Kleinstadt am Limfjord im nordwestlichen Dänemark, ein neues Gebäude eröffnet, das sich diesen Themen auch in der Gestaltung annimmt.

Herausforderungen 

Eine hölzerne Welle, angelehnt an die Gestalt eines traditionellen Fischerboots, prägt die Front des neuen Gebäudes, das sich ansonsten durch Einfachheit auszeichnet. Gläserne Fensterreihen lassen viel Licht ins Innere des geradlinigen Gebäudekubus’. Die tragenden Gebäudeelemente bestehen aus Stahlbeton und Beton, Holz kam hier an der Fassade und an den Zierelementen zum Einsatz. Zwischen den Fenstern rückt die Fassadenverkleidung durch eine schwarze Teeroxidlasierung optisch in den Hintergrund. Alle sichtbaren Fassadenteile wurden auf diese Weise nicht nur optisch verändert, sondern auch chemisch gegen Pilzbefall und Schimmel geschützt. „Einfachheit war per se keine Anforderung, viel-mehr war die Gestalt von der Funktion des Gebäudes abhängig. Unser Ziel war es, ein einladendes Haus zu gestalten, das einfach zu navigieren und dabei flexibel ist“, so 3XN Architekt:innen aus Dänemark.

Im Zeichen des Wassers

Die Landschaftsgestaltung für das Projekt nennt sich „The Green Climate Corridor“ und dient einerseits als Ausstellungslandschaft für die Besucher:innen, andererseits will es ein öffentlicher urbaner Grünraum mit eigenem Mikroklima und vielfältigen urbanen Lebensmöglichkeiten im Freien sein. „Wir nutzen den Climate Corridor, um zu zeigen, wie wir naturbasiertes Design nutzen können, um unsere Städte klimafest zu machen“, sagen SLA Architects, Landschaftsarchitekten aus Dänemark. Sie wählten eine standortgerechte  Bepflanzung aus robusten heimischen Arten, die sich für die salzige Küstenumgebung eignen. Die Bäume wurden so angeordnet, dass sie den Wind brechen und hohe Windgeschwindigkeiten reduzieren. Der Hochwasserschutz wurde vollständig in den Stadtraum integriert, sodass er das Meer nicht von der Stadt abschneidet, sondern die Verbindung zum Wasser verstärkt. Rund um das Gebäude wählten die Planenden dafür einen durchlässigen Bodenbelag, der das Wasser versickern lässt, das bei Unwettern oder überschwappendem Meerwasser ansonsten für große Abflussmengen sorgte. Das entlastet die Kanalisation und schützt den Boden.

Wirtschaftlicher Leuchtturm

Der Bauherr wünschte sich einen ikonischen Ort für die Forschenden und Arbeitenden, aber auch für Besucher:innen und die Gemeinde Lemvig selbst. Aus 20 kleinen Unternehmen besteht der Verein Klimatorium, denen das neue Gebäude nun Platz für Forschung und Anwendung bietet. Die Unternehmen „arbeiten alle daran, die Klimaherausforderungen in Klimalösungen, Wachstum, Arbeitsplätze und Exporte umzuwandeln“, wird es auf der Website des Klimatoriums beschrieben. Durch die Lage am Hafen gab es keine direkte kontextuelle Beziehung zu den Gebäuden in der Stadt zu beachten, die Architekt:innen waren in ihrer Gestaltung frei: „Man könnte eher sagen, dass es ein „Meeresgebäude“ ist“, so die Architekt:innen. „Es hat eine Beziehung zum Wasser und damit auch zur Geschichte von Lemvig.“

Foto: Adam Mork