Katajanokan Laituri: das Büro- und Hotelgebäude von AOA

Architektur, 27.05.25
Marlies Forenbacher
Das Büro- und Hotelgebäude Katajanokan Laituri ist das erste neue Gebäude am ehemals industriellen Katajanokka-Ufer an der historischen Promenade von Helsinki. Der von den finnischen Anttinen Oiva Architects entworfene neue Hauptsitz von Stora Enso in Massivholzbauweise stellt eine direkte Verbindung zum ikonischen, sich zum Meer hin öffnenden Stadtbild her.

Der Hauptsitz des führenden nordischen Holzunternehmens Stora-Enso befand sich in einem von Alvar Aalto entworfenen Gebäude in Helsinki. Unweit davon wurde 2020 ein internationaler Wettbewerb für das neue Head-quater ausgeschrieben, den Anttinen Oiva Archictects für sich entscheiden konnten. Katajanokan Laituri, das neue Büro- und Hotelgebäude, befindet sich im historischen Hafenviertel von Helsinki. Als erstes neues Gebäude des ehemals abgesperrten Uferteils steht es an der Spitze der Umwandlung in einen offenen, für alle zugänglichen Stadtraum.

Vorbildfunktion

Das zur Hälfte als Hotel konzipierte Gebäude steht beispielhaft für Finnlands neues Regierungsprogramm. Unter der Leitung des Umweltministeriums wird die Förderung von Holz in der Stadtentwicklung, im öffentlichen Bau und bei großen Holzkonstruktionen entwickelt und Bauvorschriften überarbeitet. Der Marktanteil des Holzbaus am gesamten öffentlichen Bau soll bis 2025 45 % betragen. „Holz war der Ausgangspunkt für die Materialität des Gebäudes sowie für die Gestaltungsprinzipien – Verwendung von natürlichem Licht, natürlichen Materialien, Verbindung von Innen- und Außenräumen und sinnliche Erfahrung“, erzählt Selina Anttinen. Angestrebt wurden eine lange Lebensdauer, Flexibilität für künftige Umnutzungen und Energieeffizienz. Es gilt als Vorzeigeprojekt für den Holzbau im Herzen von Helsinki. „Bei der Gestaltung des Gebäudes ließen wir uns gleichermaßen von dem historischen städtischen Kontext aus Stein und dem neuen Baumaterial und seiner Beziehung zur Natur inspirieren.“ Im Inneren des Gebäudes sind Holz und andere natürliche Materialien stark und vielfältig vertreten. Die freiliegenden Fichtenholzstrukturen und die Details aus Fichte und Esche sollen die natürliche Vielfalt des Baustoffs Holz zeigen.

Maßgeschneidert

Als große Herausforderung stellte sich die Baustelle selbst dar. Der Zeitplan war knapp, der Eingriff ins Stadtbild prägend und die technischen Anforderungen hoch. Schwierige Bodenverhältnisse, ein raues maritimes Klima, Lärm vom Hafen und von Booten und die Lage unterhalb des Hochwasserspiegels machten das Projekt in vielerlei Hinsicht bahnbrechend. Alle oberirdischen Konstruktionen des Gebäudes bestehen aus vorgefertigten Standard-Massivholzprodukten von Stora Enso, die für architektonische Lösungen maßgeschneidert wurden. Der Pfostenträgerrahmen und die Fassadenkonstruktion bestehen aus Furnierschichtholz, die Innenwände und selbst die aussteifenden Aufzugs- und Treppenschächte sowie die Boden- und Dachstrukturen aus Brettsperrholz. Der gesamte Rahmen besteht aus 7.600 m3 Fichtenholz und 2.500 ­Holzelementen.

Handwerkliche Meisterleistung

Im Inneren des Gebäudes wurde dieses Konstruktionsholz so weit wie möglich offen gelassen. „Der innovative Ansatz umfasst die gesamte Projekt- und Baukultur. Von den fortschrittlichen Umweltzielen des Bauherrn über den Entwurf eines neuen Gebäudetyps und seine technischen Lösungen bis hin zu multidisziplinärem Know-how, Bauorganisation und Logistik. Das Gebäude ist eine Kombination aus industriell vorgefertigter Holzkonstruktion und handwerklichem Können“, fasst Selina Anttinen zusammen. Zahlreiche maßgeschneiderte Lösungen zeugen von den Herausforderungen im städtischen Umfeld. Ein Umkehrdach auf einer hölzernen Deckenkonstruktion ermöglicht einen Dachgarten. Eine Brandwandlösung und ein massives, vorgefertigtes Fassadensystem aus Holz wurden speziell für den Standort entwickelt und mittels Brandsimulation getestet. Sogar die strukturellen Aussteifungen, üblicherweise aus Beton, wurden in Holz ausgeführt.

Biodiversität

Neben dem CO2-Fußabdruck waren die Förderung der biologischen Vielfalt und der Widerstandsfähigkeit wichtige Ausgangspunkte. Das begrünte Dach mit Solarzellen zusammen mit dem Birkenhain schafft eine kleine Enklave der Natur inmitten der Stadt. Geprägt von einem besonders hohen Maß an Zusammenarbeit wurde das Projekt nach dem Modell des Projektmanagementunternehmens Haahtela durchgeführt. Alle Auftragnehmer wurden fast ein Jahr vor Beginn ihrer Vertragsarbeit in den Planungsprozess mit den Designer:innen einbezogen. Das Gebäude wurde termingerecht und praktisch ohne Fehler fertiggestellt.

Daten & Fakten

  • Architektur: Anttinen Oiva Architects
  • Bauherr:in & Grundeigentümer:in: Mutual Pension Insurance
    Company Varma
  • Projektmanagement: Haahtela-rakennuttaminen
  • Statik: Sweco Rakennetekniikka
  • Haustechnik, Elektro, ­Lebenszyklusplanung Granlund Brandschutzplanung: KK-Palokonsultti
  • Interior Design: Anttinen Oiva Architects + Franz
  • Akustik: Akukon
  • Landschaftsplanung: Nomaji Landscape Architects
  • Planungsbeginn: 2020
  • Fertigstellung: 2024
  • Nettogeschossfläche: ~ 16.400 m2
  • Bruttogeschossfläche: ~ 23.000 m2
  • Außenwände: CLT
  • Außenverkleidung: Naturstein & recyceltes Aluminium
  • Innenwände: CLT
  • Fenster: LVL-Rahmen
  • Dach: Umkehrdach
  • Materialbedarf (Holz): 7.600 m3 Fichtenholz, 2.500 Holzelemente