Kinder-Wunder-Welt in Japan

Architektur, 01.08.23
Herbert Starmühler
In Japan haben kleine Menschen eine große Welt für sich entdeckt. Die Yamaikarashi Nursery School ist mehr als ein Kindergarten.

Am Ende eines gewundenen Weges, vier Autostunden nördlich von Tokyo, auf einer Sanddüne gelegen, bietet dieses vielfach gegliederte, einstöckige Holzgebäude mit seinen charaktervollen Räumen und Nischen eine abwechslungsreiche Unterkunft für Kinder.

Es ist mehr als ein Kindergarten, fast so etwas wie eine kleine Stadt in der großen Stadt. Von draußen nach drinnen und umgekehrt kommt man nicht einfach nur durch dröge Türen. Kinder und „große Menschen“ begegnen sich oft in diesem Kindergartendorf. Und das ist Programm:

„Aufbau einer gegenseitigen, achtsamen Beziehung“

Die Architekt:innen von Takeru Shoji Architects planten nach ihrem Credo „einer gegenseitigen, achtsamen Beziehung“, in die das ganze umgebende Dorf eingebunden ist.

„Die Kinder lernen und spielen und beleben ihrerseits das Areal“ sagt dazu Yuki Imai vom Architekturbüro. Angesichts einer alternden Bevölkerung und einer sinkenden Geburtenrate wurde Wert darauf gelegt, wie ein Kindergarten sowohl den Kindern als auch der Umgebung zugute kommen könnte.

Mit dem sehr offenen Raumkonzept ist es den Kindern möglich, sich gemächlich zwischen Innenräumen, Außenspielplätzen und dem Dorf selbst zu bewegen. Darüber hinaus steht der Kindergarten den Dorfbewohner:innen als Ort für Treffen und Besuche offen stehen, im ersten Stock hat der Elternverein einen Standort begründet.

Außerdem strebt die Yamaikarashi Nursery School als  Zentrum für frühkindliche Bildung und Betreuung laut den Architekt:innen einen „natürlichen Umgangs mit der Natur“ an, was sich in den verwendeten Materialien niederschlägt. Das wurde in der Gemeinschaft erarbeitet:

Für wen oder was ist dieser Kindergarten?

Forscher:innen und Mitarbeiter:innen der Kinderbetreuung, Eltern und Anwohner:innen hielten eine Reihe von Workshops ab, um die Vorteile des Wiederaufbaus eines Kindergartens auf dem Vorstadtgelände zu diskutieren.

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Transport großer Hölzer verboten

Ganz einfach war das nicht zu bewerkstelligen: Aufgrund des Standortes war der Transport großer Hölzer verboten, und so wurden auf dem Feld Holzgerüste gebaut, bei denen kleine Hölzer zu großen Baumschulräumen kombiniert wurden.

Das Architekturbüro beschreibt die Herangehensweise so: „Fachwerkträger mit nach oben und unten gerichteten Scheitelpunkten werden zu einer Reihe von Fachwerkdächern kombiniert. Durch die Verlagerung der Kreuzungspunkte entsteht in jedem Raum eine ausdrucksstärkere Umgebung, während ein offener Raum über der Trennwand ihnen ein Gefühl der Verbundenheit verleiht.“

 

Das Kinder-Dorf in der Vorstadt

Die verwinkelten, engen Gassen, die das Dorf charakterisieren, werden in den Kindergarten hineingezogen und werden zu Außenkorridoren, die sich bis zur Rückseite des Gebäudes fortsetzen, wodurch für die Kinder eine dörfliche Atmosphäre entsteht.

Vor dem Gebäude befinden sich ein Büro zur Unterstützung der Kinderbetreuung und ein Deckplatz, der für örtliche Bauernmärkte und Food-Truck-Veranstaltungen genutzt wird und Gemeinschaftsaktivitäten mit Aktivitäten im Kindergarten verbindet.

Darüber hinaus sind unter dem Präfektur-Zedernboden Klimaanlagen und Gesamtwärmetauscher installiert, wodurch eine Luftkammer im Unterboden entsteht, sodass Kinder keinem direkten Luftstrom ausgesetzt sind. Strahlungswärme wirkt auf ihren Körper und schafft angenehme Bedingungen zum Lernen und Spielen.