Multihalle in Mannheim: Maßgeschneidertes Sanierungskonzept

Branche, 12.05.25
Thomas Duschlbauer
Die Multihalle in Mannheim zählt zu den herausragendsten Beispielen des Leichtbaus weltweit. Sie beeindruckt durch ihre filigrane Konstruktion, die organisch geschwungene Freiform und ihre enorme Spannweite.

Als größte freitragende Gitterschale der Welt mit amorphem Grundriss wurde sie anlässlich der Bundesgartenschau 1975 vom späteren Pritzker-Preisträger Frei Otto ursprünglich als temporäres Bauwerk konzipiert.

Mittlerweile gilt die Halle als Kulturdenkmal von besonderem Rang, welches in die Jahre kam und als „Wunder von Mannheim“ einer umfassenden Sanierung bedurfte. Eine vollständige Instandsetzung war nur durch das Zusammenspiel verschiedener Maßnahmen, Partner und Fördermittel möglich. Einen wichtigen Schritt bildete die experimentelle Instandsetzung ausgewählter Dachflächen – sogenannte Testfelder.

 

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» Mit unseren kompetenten Partnern und dem Willen aller, die Multihalle zu erhalten und zu einem lebendigen Ort der ­Begegnung für die Mannheimerinnen und ­Mannheimer zu machen, gehen wir einen innovativen Weg der Sanierung. « Mannheimer Baubürgermeister Ralf Eisenhauer

Generischer Prozess

Um der Einzigartigkeit des Bauwerks gerecht zu werden, haben sich die Stadt Mannheim als Bauherrin, das Ingenieurbüro Fast + Epp sowie die Wüstenrot Stiftung für diesen außergewöhnlichen Weg entschieden, der über gängige Hochbaustandards weit hinausgeht. In dem innovativen Verfahren wurden verschiedene Sanierungs-, Verstärkungs- und Reparaturansätze im Rahmen von Probesanierungen getestet – ein methodisch einmaliger Zugang zur Entwicklung eines maßgeschneiderten Sanierungskonzepts. „Mit den Erkenntnissen aus den Testfeldern lässt sich der Sanierungsumfang nun realistisch definieren, der Bauablauf optimal planen und die Kosten in einem vertretbaren Rahmen halten“, erklärt Ralf Eisenhauer, Mannheims Baubürgermeister und Projektverantwortlicher.

Kulturelles Erbe mit Charakter

Ziel der Sanierung ist es auch, die charakteristische Tragstruktur des Daches – bestehend aus der filigranen Holzgitterkonstruk­tion und der transluzenten Dachhaut – zu bewahren. Gleichzeitig muss das Bauwerk den heutigen baurechtlichen Anforderungen gerecht werden, insbesondere in Bezug auf Brandschutz und Standsicherheit. Dabei galt es, die historische Substanz sowie den unverwechselbaren Charakter des Originals möglichst unverändert zu erhalten. „Die Sanierung der Multihalle ist weit mehr als eine technische Aufgabe – sie ist eine Verpflichtung gegenüber unserem kulturellen Erbe“, betont Jochen Stahl, Geschäftsführer der Fast + Epp GmbH. Die Sanierung der Multihalle soll voraussichtlich 2027 vollständig abgeschlossen sein.

Die drei Testflächen

Insgesamt richtete das Büro Fast + Epp drei reprä­sentative Testflächen in der Multihalle ein. In deren Rahmen wurden verschiedene Herangehensweisen erprobt, um die geeignetste Methode für die weitere Sanierung zu ermitteln:

1. Holzverstärkungen: Neue Lagen aus Weißtanne innenliegend montiert, Bolzen und Seile ersetzt, beschädigte Holzteile ausgetauscht.

2. Rückverformung: Eine 71 cm tiefe Beule wurde durch ein Stützgerüst zurückgedrückt, Ver­formung blieb innerhalb tolerierbarer Grenzen.

3. Randträger-Austausch: Ein Träger wurde voll­ständig ersetzt, die äußeren Hälften zeigten starke Schäden und wurden vollständig ausgetauscht.