Architektur
Das Museum Bezau: Dialog der Epochen

In Saint-Méen-le-Grand, einer Gemeinde inmitten der Bretagne, wurde 1994 ein Schwimmbad erbaut, und seitdem mehrmals renoviert und erweitert. Die ursprüngliche Architektur bestand aus Mauerwerk, Holzrahmen und Schieferdach und hob sich unwesentlich von der vorherrschenden, lokalen Bauweise ab. Dreißig Jahre später sollte das Gebäude generalsaniert und durch ein neues Becken in Richtung Abtei ergänzt werden. „Die Vorgabe war, so viele vorhandene Elemente des alten Schwimmbads wie möglich zu erhalten. Diese Entscheidung, die darauf abzielte, Ressourcen zu sparen, war nicht einfach, da das alte Schwimmbad wenig architektonische und bauliche Qualitäten aufwies”, erklärt das Architekturteam von Atelier RAUM aus Nantes.
Der neue Entwurf sah vor, die unterschiedlichen Volumina der vorhandenen Bausubstanz optisch zusammenzufassen und so der öffentlichen Einrichtung eine architektonische Einheit und Identität zu verleihen. Gleichzeitig sollte die neue Hülle die technischen Anforderungen von Dichtheit und Isolierung mühelos erfüllen. Auch die Topographie des Standorts sollte präsent sein, sodass großflächige Öffnungen eine Verbindung der Innenräume mit der weiten Landschaft und ihrem Horizont herstellen.
Das Bestandsgebäude beherbergte nur ein einziges Schwimmbecken. Da von Seiten der Bauherren gewünscht war, die Aktivitäten für ein größeres Publikum zu erweitern, wurden zusätzliche Bereiche geschaffen: ein Sportbecken, ein Aqua-Spielbereich und ein Planschbecken sowie ein neuer Empfang, Umkleideräume und Sanitäranlagen. Der Eingang befindet sich nun an der Nordwestfassade im Volumen des alten Schwimmbads. Der Empfang öffnet den Blick in Richtung der drei Becken. Gleich neben dem Empfang wurden die Umkleide- und Sanitärräume neu errichtet, wobei die Primärstruktur und die Dachkonstruktion erhalten blieben. Die Verwaltungsräume fanden in einem neuen Volumen Platz, das direkt vom Empfang aus zugänglich ist und Blick auf den Vorplatz und die Becken ermöglicht.
»Die Hauptziele waren, ein ganz besonderes Badeerlebnis zu bieten und zu zeigen, dass die Renovierung und Erweiterung eines Schwimmbads im Stadtzentrum im Vergleich zu einem Abriss und Wiederaufbau immer noch eine Kostenersparnis darstellt.« Atelier RAUM architectes
Wie so oft beim Umgang mit Bestandsgebäuden gab es auch hier einige Überraschungen. „Die wichtigsten Themen, mit denen wir uns befassen mussten, waren die Verformung des alten Holzrahmens und die Unterfangung der bestehenden Fundamente“, erzählen die Architekt:innen. Während der gesamten Bauzeit wurde regelmäßig eine Vermessung der bestehenden Rahmen durchgeführt. Um Raum für besonders leistungsfähige Filter zu schaffen, die den Wasserverbrauch pro Badegast einsparen, musste eine ausreichende Deckenhöhe gewährleistet und die unterirdischen Gänge vergrößert werden. Über dem Sportbecken konnte ein großer technischer Deckenhohlraum geschaffen werden. Hier werden die Zimmermannsarbeiten, die sperrigen Belüftungskanäle und die Entrauchungsanlagen versteckt. Dieses Volumen ist einsehbar und ermöglicht es auch, die Leuchten über den Becken anzubringen, was normalerweise aus Wartungsgründen, wie zum Beispiel dem Austausch von Leuchtmitteln, sehr kompliziert ist. Das Planschbecken befindet sich zwischen den beiden großen Badebereichen, dem renovierten Becken unter dem bestehenden Dachstuhl und dem neuen offenen Becken unter dem großen Dachvolumen. Das Heizungs- und Belüftungssystem ist in die gemauerten und gefliesten Sitzbänke integriert.
Um sich der Idee des ursprünglichen Bestands anzunähern und dem häuslichen Maßstab des Stadtzentrums zu entsprechen, wurde das Volumen der neuen Sportschwimmhalle verkleinert. Ein sichtbarer Rahmen aus Brettschichtholz auf 8 mal 12 cm großen Metallpfosten bildet die Tragstruktur, das Schrägdach wird von doppelten Fachwerkbindern unterstützt. Das große Volumen mit doppelter Höhe über dem Schwimmbecken steht im Kontrast zu den umliegenden Räumen mit niedrigeren Decken. Großzügige Öffnungen inszenieren die Einbettung in die umgebende Landschaft. „Die Hauptziele waren, ein ganz besonderes Badeerlebnis zu bieten und zu zeigen, dass die Renovierung und Erweiterung eines Schwimmbads im Stadtzentrum im Vergleich zu einem Abriss und Wiederaufbau immer noch eine Kostenersparnis darstellt.“ Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit wurde daher die Fassade einheitlich mit einer schwarzen Douglasie-Lattung verkleidet, unter der die Außenisolierung unkompliziert angebracht und die Trockenbauweise konsequent durchgezogen werden konnte.
„Ein einheitliches Gebäude, das die vorhandenen und erhaltenen Volumen nicht verleugnet und gleichzeitig dem Schwimmbad eine neue, zeitgemäße Identität verleiht, war das Bild, das wir schaffen wollten“, so die Architekt:innen. In diesem Sinne wurden die bestehenden Naturschieferdächer komplett überholt und gereinigt, die neuen Dächer ebenfalls mit Schiefer gedeckt und mit schwarzen Edelstahlhaken versehen. Auch im Inneren folgen alle Böden einem kohärenten Raster von 12,5 mal 12,5 cm. Um die öffentliche Dimension des Projekts zu unterstreichen, entschied man sich für eine moderne Abstraktion der Baukörper, die sich der kleinstädtischen Struktur der Umgebung annähert.