Visionär und weiblich: Führungskräfte von heute
Anna Norz, 36
- Prägung durch den elterlichen Tischlereibetrieb
- HTBLA für Innenraumgestaltung und Möbelbau
- Architekturstudium in Wien
- seit 2020 die Führung des oberösterreichischen Familienunternehmens
Anna Norz
Female Leadership in der Holzbranche
Anna Norz: „Die Holzbranche ist traditionell von Männern dominiert, und so fehlt es Frauen an Sichtbarkeit – sie müssen oft ihr Können noch mehr unter Beweis stellen. Mir ist es wichtig, zu zeigen, dass wir auch in technischen oder handwerklichen Branchen in der Lage sind, wichtige Rollen in der Führung, im Management oder anderen leitenden Positionen zu übernehmen. Ich denke, dass, wie in jeder Branche, die Vielfalt und Gleichberechtigung zu generellen, positiven Veränderungen der Unternehmenskulturen beitragen kann. Leider mangelt es an Netzwerken, in denen wir Frauen uns etablieren und austauschen können.“
Errungenschaften
„Mit Stolz erfüllt mich, dass die Übergabe des Familienunternehmens so reibungslos verlaufen ist. Es ist schön, die Geschichte, die mein Vater vor mehr als 40 Jahren begonnen hat, nun verantwortungsvoll weiterschreiben zu dürfen.“
Holz im Innenraum
„Wir arbeiten fast ausschließlich mit natürlichen und hochwertigen Materialien. Unsere Möbelstücke sollen langlebig sein, Authentizität ausstrahlen und Alltagskulturgüter sein, die durch echte Materialität Emotionen erwecken. Durch das Holz bekommt jedes Möbel seine individuelle Note. Es ist ein langlebiger, erneuerbarer Werkstoff, der bei sorgfältigem Umgang eine umweltfreundliche Option darstellt. Holz ist unsere Grundlage, um kreativ gestalten zu können!“
Visionen
„Ich möchte dazu beitragen, dass wir verantwortungsvoll handeln. Es geht um Wertschätzung den Dingen gegenüber, die wir uns anschaffen. Nicht modische, aber moderne, schöne, hochwertige, praktische und gesunde Möbel bauen, das ist und bleibt mein Ziel. Des Weiteren möchte ich das Handwerk stärken und seine Einzigartigkeit sichtbar machen. Ein Ziel ist es auch, all die beruflichen Ansprüche und Herausforderungen mit meinem Privatleben stets in Einklang zu bringen.“
Catharina Maul
Catharina Maul, 36
- Architekturstudium in Graz
- 2017 Gründung des eigenen Architekturbüros in Wien und Oberösterreich
- Emerging Female Architect of the Year 2022
Female Leadership in der Holzbranche
Catharina Maul: „Die Thematik, dass Frauen Führungsrollen übernehmen, sollte selbstverständlicher sein. Die Sichtbarmachung von Frauen in verantwortungsvollen Positionen darf noch klarer nach außen kommuniziert werden, denn gegeben hat es Frauen in Führungsrollen bzw. mit viel Verantwortung schon immer, darüber gesprochen wurde meist wenig.“
Errungenschaften
„Stolz bin ich sicherlich auf die Fülle an Projekten, die wir mit dem jungen Team in den letzten Jahren gestemmt haben, sowie unseren Weg, den wir in Bezug auf neue Arbeitsmodalitäten, wie z. B. die erfolgreiche Umsetzung der Viertagewoche seit 2021, gegangen sind.“
Holz im Innenraum
„In unseren Projekten stellt sich meist sehr bald die Frage der Materialität und der damit verbundenen Haptik im und am Gebäude. Diese beeinflusst das Wohlbefinden und die Behaglichkeit von Räumen und somit ihrer Nutzer:innen maßgebend. Das Material Holz mit seiner warmen Haptik ist ein von uns gern eingesetztes Material, da auch die Vielschichtigkeit in seiner Verwendung für uns einzigartig ist. Sicherlich ist diese Liebe zum Holz auch aufgrund meiner Ausflüge in Opas Werkstatt in meiner Kindheit entstanden.“
Visionen
„Die Freude an der Architektur, die Leidenschaft zur gebauten Umgebung und diese mit anderen zu teilen, sind sicherlich sehr starke Antriebe, wieso ich ein Architekturbüro leite. Wohin diese Leidenschaft führt, wäre vermessen zu wissen, jedoch gehe ich gerne mit Elan an neue Projekte und Aufgabenstellungen heran.“
Matter of Course
Kollektiv „Matter of Course“:
- Kollektiv aus elf Designerinnen mit eigenen Studios in Berlin
- Ziel ist die gegenseitige Unterstützung und der interdisziplinäre Austausch
Textildesignerin Elisa Strozyk, 41
Produktdesignerin Carolin Zeyher, 42
Tischlerin Nicolene Van der Walt, 35
Female Leadership in der Holzbranche
Nicolene: „Leider ist die Holzbranche immer noch ein sehr männerdominierter Sektor. Wenn mehr Frauen in der Holzbranche arbeiten würden, hätte das direkte Auswirkungen, weil es andere Perspektiven schaffen könnte.“
Elisa: „Meine Auftraggeber:innen sind hauptsächlich Agenturen und Art-Consultants sowie Galerist:innen und Interiordesigner:innen. In diesem Feld sehe ich keine Ungleichheit in der Geschlechterverteilung.“
Carolin: „Ich habe meist positives Feedback auf die Zusammenarbeit erhalten, da mehr Kommunikation und Austausch im Projekt und Planungsverlauf stattfand und somit alles einfacher verlief. Daher bin ich guter Dinge, dass sich die Branche langsam in die richtige Richtung entwickelt – nichtsdestotrotz muss es erst mal die Frauen geben, die die entsprechenden Berufe erlernen, sonst können sie nicht nachrücken und die Zahlen verändern.“
Errungenschaften
Nicolene: „Ich bin stolz auf das, was wir alle gemeinsam mit MATTER of COURSE aufgebaut haben.“
Elisa: „Ich bin sehr stolz auf die Entwicklung des Wooden Textile. Ich arbeite nun viele Jahre mit dem Material, aber entwickle immer wieder neue Designs und Anwendungsfelder.“
Carolin: „Ich bin stolz auf meine Stehbank Bock – ein neuartiges Wesen in der Möbelwelt, das eine neue Form von Kommunikation und Haltung geschaffen hat.“
Holz im Innenraum
Nicolene: „Ich liebe die ruhige und stilvolle Atmosphäre, die Holz als natürliches Material in Innenräumen schaffen kann. Das ist etwas, das mich motiviert, mit diesem Material zu arbeiten. Ich arbeite nur mit Eiche, Esche und Nussbaum, da dies die Holzarten sind, die ich aus ästhetischen Gründen mag.“
Elisa: „Wir leben in einer immer vielteiligeren und schnelleren Konsumgesellschaft, in der Prozesse und Beziehungen zunehmend virtuell sind. Daher wird die physische Berührung wieder wichtiger, und ich möchte Designobjekte erschaffen, die nicht nur optisch überzeugen, sondern auch den Tastsinn ansprechen. Die Haptik von Holz ist unnachahmbar und es besitzt die Fähigkeit zu altern, ohne seinen Reiz zu verlieren.“
Carolin: „Jedes Mal wenn ich ein neues Holzmöbel geschaffen habe, ist es so, als ob ich ein neues Wesen in die Welt gesetzt hätte. Und wenn sich jemand in eines der Wesen verliebt und es auch um sich haben möchte, wird es – stets mit individueller Maserung – für die Person angefertigt.“
Visionen
Nicolene: „Für mich als auch für das Kollektiv international mehr Sichtbarkeit zu schaffen, durch Ausstellungen, Messen und Presse.“
Elisa: „Es ist spannend, die Grenzen zwischen den verschiedenen Disziplinen und Techniken aufzuheben und neue Konzepte zu entwickeln.“
Carolin: „Zur Möbelbranche möchte ich eigenständige Möbel(-wesen) beitragen, die für sich stehen – und das auch noch in den nächsten Dekaden. Egal welche Branche, wir müssen runter von der Schnelllebigkeit und dem Konsumwahnsinn und wieder ein Bewusstsein für gesunde Produktion, Verpackung, Langlebigkeit, Reparierbarkeit erlangen, lokal und sozial denken.“