Wald-Biodiversität unter der Lupe

Branche, 17.09.24
Claudia Stieglecker
Wie sich die Biodiversität bewirtschafteter von unbewirtschafteten Wäldern unterscheidet, stand im Mittelpunkt des Forschungsvorhabens WABI.

Um die Beziehung zwischen Waldstrukturen, Standort und Artenvielfalt besser zu verstehen, starteten die Fakultät für Forstwissenschaften und Waldökologie der deutschen Georg-August-Universität Göttingen und die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt vor vier Jahren das Verbundvorhaben. Entwickelt wurde ein ein Konzept für ein Monitoringsystem, das vor allem auf die Landschaftsebene abzielt, um auch die großräumigen Effekte, die durch das Verteilungsmuster unterschiedlich strukturierter Waldbestände entstehen, quantifizieren zu können.

ZUSAMMENHÄNGE ERKENNEN

Zuerst wurden dafür aus 85 Studien 410 Zusammenhänge verschiedener Strukturmerkmale von Wäldern und der Artenvielfalt unterschiedlicher Artengruppen ermittelt, so die deutsche Fachagentur Nachhhaltige Rohstoffe FNR. Mit einer zusätzlichen Expertenbefragung wurden daraus Strukturmerkmale wie Gelände, Charakteristika des lebenden Bestands, Totholz, Biotope und Standorteigenschaften gewonnen, die für ein Monitoring geeignet sind. In einem weiteren Verfahren wurden die Zusammenhänge zwischen Strukturmerkmalen und ausgewählten Artengruppen – zum Beispiel Flechten, Moose, Vögel oder Pilze – überprüft und daraus Artengruppen ermittelt, anhand derer ein Biodiversitätsmonitoring aufgebaut werden könnte. Auch die Kriterien Machbarkeit, Effizienz und Kenntnisstand wurden einbezogen, um die am besten geeigneten Artengruppen auszuwählen.

MONITORING ENTWICKELN

Die Verfahrenskomponenten der Wald- und Biotopstrukturaufnahmen wurden schließlich im hessischen Forstamt Reinhardshagen auf ihre Praktikabilität und Datenqualität getestet. Auf dieser Basis wurde abschließend ein Vorschlag für ein Biodiversitätsmonitoring entwickelt, mit dem erstmals unter mitteleuropäischen Verhältnissen die Auswirkungen der Waldbewirtschaftung auf die Biodiversität auf Landschaftsebene objektiv abschätzbar sind. Das Monitoring könne einen wichtigen Beitrag zur Versachlichung der Diskussion über die Auswirkungen der Waldbewirtschaftung auf die Artenvielfalt liefern und habe einen Weg gezeigt, wie sich die Leistungen genutzter und ungenutzter Wälder im Hinblick auf den Biodiversitätsschutz quantifizieren lassen, heißt es.