Waldentwicklung im Fokus

Branche, 14.11.23
Claudia Stieglecker
Forschende der Universität für Bodenkultur Wien BOKU haben die Kohlenstoffbilanz der Wälder in den USA von 1926 bis 2017 rekonstruiert.

Da Wälder bei der Photosynthese Kohlenstoff binden, können sie im Kampf gegen den Klimawandel eine entscheidende Rolle als Kohlenstoffsenke spielen – vor allem, wenn sie wachsen. Die Wissenschaftler:innen haben daher versucht, im Rahmen einer Studie herauszufinden, wie und warum sich die über drei Mio. km2 Wald der USA entwickelt haben. Dazu wurden historische Berichte und Satellitendaten zu Waldbränden und Quellen wie Forstinventuren auf regionaler und nationaler Ebene der kontinentalen USA analysiert.

Starke regionale Unterschiede

Die Forschenden stellten fest, dass die Wälder in den USA insgesamt um 40 % wuchsen, während Waldbrände um 90 % zurückgingen, allerdings mit regionalen Unterschieden. Während im Osten der USA der Bestand und die Dichte des Waldes stark zugenommen haben, war die Walddichte im Westen von Anfang an relativ hoch und hat sich im Untersuchungszeitraum kaum verändert. Das sei hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass Waldbrände im Osten der USA im 20. Jahrhundert drastisch zurückgingen und sich der Wald nach einer intensiven Übernutzung im 19. Jahrhundert wieder langsam erholt habe, informiert eine Aussendung. Wesentlich dazu beigetragen hätten Maßnahmen zur Verhinderung von Waldbränden und großflächige Wiederaufforstungen. Im Westen der USA hingegen verhinderten vermehrte und intensivere Waldbrände sowie Insektenbefall und Trockenheit einen größeren Bestandszuwachs.

Waldnutzung entscheidend

Die Studie zeigt, dass im beobachteten Zeitraum im Durchschnitt 71 % der gesamten nachwachsenden Waldbiomasse entnommen oder zerstört wurden – davon entfallen durchschnittlich 51 % auf Holzernte, 14 % auf Waldbrände und 6 % auf Waldweide. Bei den Wäldern der USA handelt es sich zu einem großen Teil um sogenannte Wirtschaftswälder, die nach 30 bis 50 Jahren geerntet werden. Diese Wälder sind es auch, in denen die Waldbrände am stärksten zurückgegangen sind. Es sei allerdings wichtig, verschiedenen Funktionen von Wäldern gegeneinander abzuwägen: Wälder können nur dann als Kohlenstoffsenke wirksam zum Klimaschutz beitragen, wenn die Holznutzung den Waldbestand nicht langfristig reduziert, heißt es. Die Studie möchte dazu beitragen, dies in Zukunft besser einschätzen und vorhersehen zu können.