Waldwirtschaft im Klimawandel

Branche, 16.04.24
Claudia Stieglecker
Ein interdisziplinäres Forschungsteam hat untersucht, ob eine Steigerung der Baumartenvielfalt als Anpassungsstrategie aus forstbetrieblicher Perspektive auch unter kurzfristigeren extremen Wetterereignissen vielversprechend ist.

Die Ergebnisse offenbaren ein Investitionsrisiko: Weil eine Pflanzung und Pflege vielfältiger Wälder teurer ist, werden die Kosten für die Wiederbewaldung oft nicht mehr durch die spätere Holznutzung gedeckt, wenn Störungen das Wachstum der Bäume frühzeitig beenden, informiert die deutsche Georg-August-Universität Göttingen. Die Forschenden untersuchten mit einem Modell, welche Baumartenmischung für einen großen Forstbetrieb unter bestimmten Bedingungen ökonomische Risiken und Erträge optimal ausbalanciert. Dabei simulierten sie den Einfluss kleinräumiger Störungen in einzelnen Waldbeständen sowie großflächiger Störungen, wie sie durch extreme Wetterereignisse verursacht werden.

REDUKTION STATT DIVERSIFIKATION

Unter der Annahme, dass einerseits ökonomische Erträge angestrebt werden und andererseits ökonomische Risiken begrenzt werden sollen, wäre ein Trend zur Homogenisierung der Waldbestände wahrscheinlich, wenn extreme Wetterereignisse zunehmen. Aus rein ökonomischer Perspektive könne es bei einer hohen Wahrscheinlichkeit für das Eintreten von Extremwetterereignissen sinnvoll sein, sich auf investitionsarme Baumarten zu konzentrieren, also auf solche mit geringen Etablierungs- und Pflegekosten, heißt es. Dies führte in den Modellrechnungen unter möglichen extremen Wetter- und Witterungsszenarien eher zu einer Reduktion der Baumartenvielfalt als zu einer Diversifikation.

HEBELWIRKUNG

Für die Ausgestaltung forstpolitischer Förderungsangebote deute die Studie darauf hin, dass Pflanz- und Pflegekosten eine wichtige Hebelwirkung haben, um vielfältige und stabile Wälder mit ihren vielfältigen Ökosystemleistungen zu erhalten, so die Georg-August-Universität Göttingen. Dies mache forstpolitische Maßnahmen wie finanzielle Unterstützungsprogramme erforderlich, die das Investitionsrisiko verringern.