Die Zukunft schwimmt auf dem Wasser

Technik, 30.04.24
Simone Steurer
Schwimmende Parks, Cafés und Schwimmbäder: Mit einem neuen Schwimmersystem und geringgewichtigen Holzbauten könnten bald unterschiedlichste Gebäude auf Wasser entstehen.

Wasser, Holz, recycelte Schwimm­elemente – das sind die Hauptzutaten für die Projekte von MAST, einem dänischen Studio für maritime Architektur, das seit 2021 besteht und seinen Sitz in Kopenhagen hat. Mit ihrem Konzeptentwurf „Land on Water“ denken die Architekten Marshall Blecher und Magnus Maarbjerg die Systeme für den Bau schwimmender Gebäude neu. HOLZMAGAZIN fragte die beiden, was ihr System so einzigartig und innovativ macht.

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Warum ist das Bauen auf dem Wasser so wichtig für die Zukunft?

Marshall Blecher und Magnus Maarbjerg: Schwimmende Gemeinschaften bieten eine flexiblere und klimaresilientere Alternative zur traditionellen Entwicklung. Das Bauen auf dem Wasser ist vor allem als nachhaltige Alternative zur Landgewinnung von Bedeutung, die weltweit zur Ergänzung von Städten genutzt wird, in denen Land schwer zu bekommen ist.

Wie sieht das von euch konzipierte System im technischen Detail aus?

Das System funktioniert ein wenig wie eine traditionelle Gabionenkonstruktion, bei der Käfige mit Schutt gefüllt werden, um ein einfaches, kostengünstiges Funda­ment zu schaffen. In diesem Fall wird die Idee jedoch umgedreht und die „Käfige“ werden mit schwimmendem Material gefüllt. Dann werden diese miteinander verbunden, um eine Raumstruktur zu bilden, die die darüber liegenden Gebäude oder Anlagen tragen kann.

Was ist das Besondere an dieser Lösung?

„Land on water“ (LOW) ist flexibler, nachhaltiger und potenziell kostengünstiger als derzeitige Lösungen. Das System kann flach verpackt und effizient transportiert werden. Es kann auch im Laufe der Zeit angepasst und z. B. weitere Schwimmkörper hinzugefügt werden, um zusätzliche Lasten aufzunehmen.

Welche Auswirkungen hat das schwimmende System auf seine Umgebung?

LOW ist so konzipiert, dass es das Wachstum von Meereslebewesen fördert. Ganz im Gegensatz zu etwa marktüblichen Stahlpontons, die mit giftigen Antifouling-Lacken behandelt werden.

Welche Rolle spielt Holz beim LOW-System?

Unsere ersten Prototypstrukturen werden mit Holzhäusern auf den schwimmenden Fundamenten gebaut. Holzkonstruktionen passen perfekt zu den Plattformen, da sie auf ähnliche Weise funktionieren: Sie sind umweltfreundlich, weisen einen gewissen Spielraum für kleine Bewegungen auf und haben ein sehr geringes Gewicht, was für schwimmende Strukturen wichtig ist.

Was ist das Ziel von „Land on Water“?

Wir hoffen, dass „Land on Water“ das Wachstum einer völlig neuen Art von nachhaltigen schwimmenden Gemeinschaften auf der ganzen Welt ermöglicht. Es ist eine flexible und erschwingliche Möglichkeit, auf dem Wasser zu bauen, die für die unmittelbare Umgebung und den Planeten viel besser ist als die derzeitigen am Markt erhältlichen Lösungen.