Gesunde Bäume für mehr Lebensqualität

Branche, 20.08.24
Claudia Stieglecker
Forschende des Karlsruher Instituts für Technologie KIT untersuchen gemeinsam mit Partnern, was nötig ist, damit Stadtbäume ihre „Dienstleistungen“ auch in Zeiten extremerer Klimabedingungen erbringen können.

Gesunde Stadtbäume filtern Schadstoffe aus der Atemluft, dienen als Lebensraum und kühlen ihre Umgebung durch Schatten und Verdunstung. Die Baumstandorte puffern außerdem Starkregen, vermeiden Oberflächenabfluss und entlasten so die Kanalisation. Hinzu kommen psychologische Effekte beim Menschen wie effektiver Stressabbau. Allerdings ist unklar, ob Stadtbäume diese Leistungen auch in Zukunft noch im bisherigen Umfang erbringen können. Gerade älteren, aber zunehmend auch neu gepflanzten Stadtbäumen setzen längere Trockenperioden, Hitze, Bodenverschmutzung und -verdichtung, invasive Schädlinge oder der wachsende Flächenbedarf zu – gleichzeitig sind wichtige Faktoren für das Wachstum von Stadtbäumen kaum erforscht.

PROZESSE ENTSCHLÜSSELN

Hier setzt der Innovationscluster URBORETUM an: In den kommenden drei Jahren wollen die Forschenden die Prozesse entschlüsseln, die Ökosystemleistungen, Wachstum und Vitalität von Stadtbäumen beeinflussen. Eine zentrale Frage ist, wie sich langanhaltende Trockenperioden auf die Gesundheit von städtischen und stadtnahen Wäldern auswirken. Anhand von Holzproben untersuchen die beteiligten Fachleute beispielsweise, wie sich Trockenstress und andere klimatische Extremereignisse in der Vergangenheit auf Wachstum und Struktur des Holzes ausgewirkt haben. Ergänzt wird das Bild durch eine breit angelegte Erhebung aktueller Daten.

FELDFORSCHUNG UND COMPUTERMODELLE

In Karlsruhe werden 240 Bäume an verschiedenen Standorten wie Parks oder Straßen mit Sensoren ausgestattet, um über einen längeren Zeitraum nachvollziehen zu können, wie sich aktuelle Umweltveränderungen auf das Wachstum von Bäumen auswirken. Für eine breitere Datengrundlage erfolgen außerdem Messungen an Bäumen mit ähnlichen Wachstumsbedingungen in Freiburg, Mannheim und Heidelberg. Ergänzt wird diese Feldforschung durch Computermodelle mit digitalen Zwillingen von Stadtbäumen. Man sei optimistisch, dass die Ergebnisse dazu beitragen können, die derzeitige Bewirtschaftungspraxis von Stadtwäldern trotz steigender Herausforderungen und begrenzter Ressourcen entscheidend zu verbessern – insbesondere im Hinblick auf die Auswahl neuer Baumarten, die Inventarisierung und die regelmäßige Kontrolle des Baumbestands sowie die Baumpflege, heißt es.