Holzmodule für Schulerweiterungen in Köln
An sechs Standorten wurde Sehw Architektur zusammen mit SH Holz & Modulbau als Durchführungspartner mit der Planung von Schulerweiterungsbauten beauftragt. Drei der Holzmodulschulen sind bereits fertiggestellt, die anderen befinden sich im Bau oder in Planung bzw. in Produktion.
Alle Entwürfe entsprechen dem Ansatz, sowohl ästhetisch ansprechend als auch funktional und wirtschaftlich zu sein. Zudem sollen sich die Erweiterungsbauten gut in den Kontext der bestehenden Schulgebäude und der sehr unterschiedlichen, teils beengten Grundstücksituationen integrieren.
Pädagogisches und räumliches Konzept
Die Architekt:innen haben sich darum intensiv mit den spezifischen Anforderungen der Schulen und ihren pädagogischen Konzepten auseinandergesetzt und Grundrisse entwickelt, die den Bedürfnissen des modernen Unterrichts gerecht werden. „Dabei wurde nicht nur darauf geachtet, ausreichend Platz für Klassenzimmer, Fachräume, Bibliotheken, Gemeinschaftsbereiche und andere notwendige Einrichtungen zur Verfügung zu stellen, sondern auch Synergien und Mehrfachnutzungen zu programmieren und umzusetzen“, so Sehw Architekten. Als Highlight sehen sie die offenen, vielfältig nutzbaren Treppenanlagen, die gleichzeitig als Bewegungszone sowie als Lernort konzipiert wurden.
Eine Vielfalt an Materialien
„Im Rahmen eines vorangegangenen Vergabeverfahrens wurden neben der Entwicklung verschiedener Lernmodule auch unterschiedliche Fassadenmaterialien geprüft und geplant, die dann je nach Standort zum Einsatz kamen: von Holz, Klinker, Putz bis hin zu einer vorgehängten Fassade aus Plattenmaterial“, heißt es von Sehw Architektur. Die drei bereits fertiggestellten Holzmodulschulgebäude setzen außen auf Klinkerfassaden und langgestreckte Holz-Aluminium-Fensterelemente. Alle Schulen wurden als Passivhäuser konzipiert, was einen hohen Dämmwert und geringen Energieverbrauch bedeutet. Darüber hinaus sind alle Schulen mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet, zudem werden die Dächer begrünt.
Umnutzung und Wiederverwendung
Gemeinsam mit SH Holz & Modulbau entwickelten die Architekt:innen Holzmodule, die „skalierbar an zukünftige Bedürfnisse angepasst werden können oder im Sinne des Cradle-to-Cradle-Gedankens demontiert werden können, um an anderer Stelle ein zweites Leben als Kindertagesstätte, Nachbarschaftstreff o. Ä. zu führen“.
Die drei gebauten Holzmodulschulen im Detail:
1. Lernmensa: Erweiterung der Grundschule Nußbaumerstraße in Köln Neuehrenfeld
„Für die Grundschule Nußbaumerstraße errichten wir einen Neubau in Holzmodulbauweise mit einer Mensa und fünf Räumen für unterschiedliche Nutzungen im offenen Ganztagsbetrieb. Er wurde barrierefrei und klimaschonend in Passivhausbauweise mit Gründach errichtet. Das Gebäude ist zweigeschossig und besitzt eine einfache, klare Geometrie mit zurückhaltenden Fassaden und einem hervorgehobenen Eingangsbereich.
Im Erdgeschoss wurden Gemeinschaftsflächen und eine großzügige Mensa geschaffen, während im Obergeschoss zwischen den Klassenräumen Zonen der Begegnung und des informellen Lernens entstehen. Diese unterschiedlichen Arbeits- und Lernatmosphären fördern ein kollaboratives und inspirierendes Umfeld.
Ein besonderes Highlight ist der als grünes Klassenzimmer konzipierte Terrassenbereich, der in das Gebäudevolumen eingebettet ist. Hier haben die Schüler:innen die Möglichkeit, im Freien zu lernen und die natürliche Umgebung zu genießen. Die Verwendung eines konsequenten Konstruktions- und Ausbaurasters, das der modularen Bauweise zugrunde liegt, schafft Klarheit und Ruhe. Besonders einladend wirkt die verglaste Eingangshalle, die mit einer kombinierten Geh- und Sitztreppe ausgestattet ist. Sie fördert die Kommunikation und schafft Orientierung.
Der Neubau ersetzt alte Plattenbauten, die teilweise bereits rückgebaut wurden, und schafft zusätzlich neue Pausenhof-Flächen. Die Holzmodulschule am Standort Nußbaumerstraße ist somit nicht nur eine Antwort auf die Raumnot, sondern auch eine architektonische Antwort auf die Fragen unserer Zeit. Der Holzmodulbau in Passivhausbauweise mit Gründach leistet einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz. Die klare Gestaltung, die funktionale Raumaufteilung und die Integration von Natur und Umwelt schaffen ein inspirierendes Lernumfeld für Schüler:innen und Lehrer:innen.“
(Sehw Architektur)
2. Behutsame Schulerweiterung: Erweiterung der Förderschule in Köln Dünnwald
„Der Schulerweiterungsbau der Förderschule in Köln-Dünnwald ist in vielerlei Hinsicht eine Besonderheit. Aufgrund der Lage der bestehenden Schule und der umliegenden Bebauung mussten die Holzmodule mit einem Kran über die denkmalgeschützten Bestandsgebäude an ihren endgültigen Standort gehoben werden. Dies erforderte ein hohes Maß an logistischer Planung. Das sieht man dem Gebäude nicht an. Im Gegenteil: Wie ein fehlendes Puzzleteil fügt sich der Neubau in seine Umgebung ein. Die rote Klinkerfassade harmoniert mit den Klinkerfassaden der unter Ensembleschutz stehenden Bestandsgebäude der Nachkriegsmoderne.
Der verglaste Eingangsbereich ermöglicht die Kommunikation von innen und außen, schafft Orientierung und Orte der Begegnung und Gemeinschaft. Im Inneren der Sonderschule gibt es ein breites Angebot an Begegnungs- und informellen Lernzonen. Die Klassenräume sind zurückhaltend neutral und hell gestaltet. So wird eine maximale Tageslichtnutzung erreicht, aber auch eine ruhige Arbeits- und Lernatmosphäre, die als Leinwand für kreative Entfaltung dient.
Den Klassenräumen sind Differenzierungsräume angegliedert, die vom Klassenraum aus durch ein großes Fenster einsehbar sind. Diese können je nach Bedarf genutzt werden, zum Beispiel als Rückzugsorte mit Sofaecken oder Therapietieren. Das Gebäude begrüßt seine Nutzer:innen und Besucher:innen mit einer offenen, zweigeschossigen Schulhalle, die auch als repräsentatives Forum für Veranstaltungen der Schule fungiert. Die großzügige Treppenanlage aus Geh- und Sitzstufen ist sowohl vertikale Erschließung als auch pädagogischer Ort und schafft einen zentralen Platz im Haus.
Um lange monotone Flure zu vermeiden, werden diese durch Rücksprünge im Bereich der Differenzierungsräume aufgeweitet und mit Tageslicht sowie Sitznischen für die Schüler:innen versorgt. Vor den Klassen entstehen so angenehme Kommunikationsbereiche und Orte des informellen Lernens. Diese Schulerweiterung ist ganz im Sinne moderner wissenschaftlicher Erkenntnisse ein:e dritte:r Pädagog:in.“
(Sehw Architektur)
3. Lernen in Lindweiler: Erweiterung der Gemeinschaftsgrundschule in Köln Lindweiler
„Der Erweiterungsbau der Gemeinschaftsgrundschule Köln-Lindweiler, einer Offenen Ganztagsschule, wurde in neunmonatiger Bauzeit in Holzmodulbauweise errichtet. Neun Klassen können nun an diesem Standort unterrichtet werden. Der kompakte zweigeschossige Baukörper mit heller Klinkerfassade und langgestreckten Holz-Aluminium-Fensterelementen reagiert mit ruhiger und klarer Geometrie auf das bestehende Schulgebäude.
Der Eingang des Erweiterungsbaus orientiert sich zum Bestandsbau und schafft einen gemeinsamen, gefassten Vorplatz. Betritt man das verglaste Foyer des Erweiterungsbaus, wird man von einer offenen, zweigeschossigen Schulhalle empfangen, die auch als repräsentatives Forum für Schulveranstaltungen dient. Die großzügige Treppenanlage aus Geh- und Sitzstufen ist vertikale Erschließung und pädagogischer Ort zugleich und setzt mit den grünen Sitzstufen einen frischen Akzent.
Klare horizontale Akzente bestimmen die Fassadengestaltung. Das gilt für die Klinkerfassade mit ihren Fugen ebenso wie für die liegenden, langen Fensterelemente. So entsteht trotz des konsequenten Gestaltungsrasters, das sich aus der Modulbauweise ergibt, eine gewisse Leichtigkeit. Die Ausgewogenheit von Transparenz und Opazität bietet ein optimales Verhältnis von Tageslicht, sommerlichem Wärmeschutz und solaren Gewinnen. Fensterbänder und Pfosten-Riegel-Konstruktionen im Eingangsbereich ermöglichen die Kommunikation zwischen innen und außen, schaffen Orte der Begegnung und Gemeinschaft.
Um lange monotone Flure zu vermeiden, werden diese durch Rücksprünge im Bereich der Differenzierungsräume aufgeweitet und mit Tageslicht sowie Sitznischen für die Schüler:innen im gleichen frischen Grünton wie auf der Haupttreppe versorgt. Vor den Klassen entstehen so angenehme Kommunikationsbereiche und Orte des informellen Lernens. Die Klassenräume sind zurückhaltend neutral und hell gestaltet. So wird das Tageslicht optimal genutzt, aber auch eine ruhige Arbeits- und Lernatmosphäre geschaffen, die als Leinwand für kreative Entfaltung dient.“
(Sehw Architektur)
Daten:
- Bauherr: Gebäudewirtschaft der Stadt Köln
- Auftraggeber: SH Holz & Modulbau GmbH
- Architektur: Sehw Architektur GmbH, Berlin
- Projektart: Neubauten als Standorterweiterung in Holzmodulbauweise
- BGF: 924 m² (BSK), 921 m² (SSK), 1.515 m² (NSK)
- Baukosten: 3.700.000 € (BSK), 3.700.000 € (SSK), 4.340.000 € (NSK)