Jahrringe offenbaren Austrocknungstrend

Branche, 05.05.25
Claudia Stieglecker
Eine neue Studie der Universität Innsbruck im Bereich der Jahrringanalyse rekonstruiert die sommerlichen Feuchte- und Dürrebedingungen in den Alpen im Verlauf der letzten 9.000 Jahre.

Die Analyse basiert auf stabilen Sauerstoffisotopen, erarbeitet an jahrgenau datierten Tothölzern und Proben lebender Bäume von insgesamt 192 Lärchen und Zirben aus dem Hochlagenbereich der Alpen. Die bei der Holzbildung eingebauten Sauerstoffisotope zeigen empfindlich die Verdunstungsverhältnisse während des Wachstums an und sind daher Indikatoren für saisonale klimatische Bedingungen. Verdunstet in einem Sommer über die Blätter eines Baumes viel Wasser, lassen sich später im zeitgleich gebildeten Jahrring vorwiegend schwere Sauerstoffisotope finden.

FEUCHTIGKEITSVERHÄLTNISSE

Ein zentrales Ergebnis: die Sauerstoffisotopwerte in den untersuchten Jahrringen spiegeln nicht vorrangig Temperaturinformationen wider, sondern vor allem die Feuchtigkeitswerte während der Sommermonate. Die Auswertung erbrachte einen mehrtausendjährigen Austrocknungstrend, der in erster Linie mit den Änderungen der Feuchtigkeitsverhältnisse zusammenhängt – und weniger mit den Temperaturentwicklungen. Die Analyse der Informationen in den Jahrringen ermöglicht zudem eine präzise chronologische Zuordnung, so die Universität Innsbruck.

TROCKENPHASEN

Seit 5.000 bis 4.500 Jahren zeichne sich der langfristiger Austrocknungstrend bereits ab, charakterisiert von mehreren markanten Feucht- und Trockenphasen, heißt es weiter. Die kleine Eiszeit – etwa zwischen 1260 und 1860 – werde meist als kühl und feucht beschrieben. Daten aus der vorliegenden Studie dokumentierten jedoch ausgeprägte Trockenphasen innerhalb dieses Zeitraumes. Ordne man die jüngsten Dürren seit 1850 in die Zeitreihe des Holozäns ein, zeige sich ein bemerkenswertes Ergebnis: Aktuelle Dürreperioden mögen in ihrer Intensität zwar außergewöhnlich erscheinen, seien aber im Kontext der holozänen Variabilität nicht einzigartig.

HYDROKLIMATISCHE ENTWICKLUNGEN

Die Alpenregion ist stark von den Folgen aktueller und zukünftiger Veränderungen im Wasseraushalt betroffen. Extreme Dürren wie beispielsweise in den Jahren 2003, 2015 und 2018 führen zu ökologischen Beeinträchtigungen und wirtschaftlichen Schäden. Um derartige Ereignisse im Kontext langfristiger Klimaveränderungen einzuordnen, sei es von zentraler Bedeutung, die hydroklimatischen Entwicklungen im Verlauf der vergangenen Jahrtausende zu betrachten.