Kontaminierte Holzkonstruktionen sanieren
In Deutschland gibt es etwa drei Millionen Gebäude, die mit den giftigen Holzschutzmitteln Lindan und Pentachlorphenol (PCP), die vor Pilz- und Insektenbefall schützen sollten, belastet sind – die Substanzen erwiesen sich als krebserregend und neurotoxisch. Zwar sind die Mittel seit Ende der 80er Jahre verboten, doch die giftigen Stoffe sind schwerflüchtig. Sie haften am Material, sodass noch heute eine Gesundheitsgefahr von kontaminierten Holzbalken, Holzverkleidungen und Dachstühlen ausgeht, informiert das Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP. Im Projekt „CycloPlasma“ wird daher ein innovatives Adsorbermaterial zum Entgiften von Holz mit dem Plasmaverfahren zur Reinigung der Raumluft von bereits ausgetretenen Schadstoffen kombiniert.
DAS HOLZ STREICHEN
Als Adsorbermaterial, das wie eine Lasur auf das Holz aufgestrichen wird, verwenden die Forschenden Cyclodextrine (CD), die in der Lage sind, Schadstoffe wie Lindan und PCP einzufangen und zu binden. Dazu wurde eine neue gelförmige Rezeptur aus den Cyclodextrinen formuliert, die sich zerstörungsfrei auf Holz auftragen lässt, die Holzstruktur nicht verändert und auf der Holzoberfläche nicht wahrnehmbar ist. Das Gel löst keine Schimmelbildung aus, ist ungiftig, farblos, biologisch abbaubar und abwaschbar. Die Rezeptur sickert in die Poren des Holzes ein, wo sie die Schadstoffe wie ein Schwamm aufsaugt.
DIE LUFT EINSAUGEN
Sind zu viele giftige Substanzen vorhanden, können diese nicht komplett von der Rezeptur adsorbiert werden – die überschüssigen Schadstoffe werden dann in die Innenraumluft abgegeben. Ein Plasmagerät, das sich zum Beispiel an der Decke anbringen lässt, saugt die schädlichen Stoffe auf und macht sie unschädlich: Elektroden im Gehäuse erzeugen ein Plasmagas, durch das der Luftstrom mit den Schadstoffen durchgezogen wird. Das Plasmagas baut das Lindan und PCP chemisch ab, Aktivkohlefilter verhindern zusätzlich, dass gasförmige Abbauprodukte aus dem Gerät entweichen.
DIE TECHNOLOGIE ERPROBEN
Die ersten Laboruntersuchungen wurden erfolgreich abgeschlossen. Derzeit findet laut Fraunhofer IBP die praktische Erprobung der Technologie mit umfangreicher Messtechnik im kontaminierten Dachgeschoss der historischen Thürlmühle statt, die sich auf dem Gelände des Projektpartners Freilichtmuseum Glentleiten befindet. Die Rezeptur wurde bereits für den Sanierungs- und Baubereich zum Patent angemeldet. Denkbar sei laut Fraunhofer IBP auch die Restaurierung von Holzmöbeln und Holzobjekten, die Lösung eigne sich möglicherweise auch für andere Baumaterialien wie Beton und Estriche.